Was weiter geschah: Zynische Solidarität

Nr. 35 –

Am Ende des Gipfels in Johannesburg letzte Woche verkündete Gastgeber Cyril Ramaphosa eine grosse Neuigkeit. Der Brics-Block (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) wird sechs neue Vollmitglieder erhalten und sich wohl einen neuen Namen suchen müssen. Offenbar hat sich China – die treibende Kraft hinter der Ausweitung – durchgesetzt.

Argentinien, Ägypten, Äthiopien, der Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate: Angesichts der menschenverachtenden Regimes, die in manchen der neuen Mitgliedstaaten regieren, klingt es fast schon zynisch, wenn Chinas Präsident Xi Jinping beim Ausbau von einer «Entwicklung durch Solidarität» spricht. Aber es entspricht dem Selbstbild des Blocks: Einst als aufstrebender Investmentraum für Wall-Street-Banker:innen entworfen, haben sich die Brics-Staaten in den letzten Jahren immer stärker als vermeintliche Repräsentanten des Globalen Südens inszeniert.

Die Brics-Staaten hatten stets unterschiedliche, teils konträre Interessen. Das wird sich mit der Aufnahme verfeindeter Länder wie Saudi-Arabiens und des Irans bloss noch verschärfen. Umso wichtiger scheint der gemeinsame Nenner: Die Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom US-Dollar soll beendet und die Dominanz der G7-Staaten gebrochen werden. So haben die Brics-Mitglieder in Johannesburg Finanzministerien und Zentralbanken beauftragt, bis zum nächsten Gipfel Perspektiven für eine bessere Zusammenarbeit zu eruieren.

Dieser soll 2024 in Russland stattfinden. Allen internationalen Isolierungsbestrebungen zum Trotz wird Gastgeber Wladimir Putin sich dort als Repräsentant von 46 Prozent der Weltbevölkerung zu inszenieren wissen. 

Nachtrag zum Artikel «Kühle Freundschaft» in WOZ Nr. 33/23.