Leser:innenbriefe

Der Ausstoss des Militärs
«Diesseits von Gut und Böse: Fly, baby, fly!», WOZ Nr. 36/23
Wir in Oerlikon wurden schon am Freitag mit einem infernalischen Lärm von Militärjets beglückt, die über uns rasten, nicht erst am Sonntag, wie die Redaktorin schreibt. Ich vermutete, unsere Boys würden mit ihren Düsenjägern die Verteidigung der deutschen Waffenfabrik Rheinmetall (früher Oerlikon-Bührle) an der Birchstrasse üben. Der Flugplatz Kloten feierte seinen 75., deshalb diese Tischbombe für unser Gehör. Alain Berset hielt eine Geburtstagsrede und lobte den Flughafen, wie es sich gehört.
Der ohrenbetäubende Lärm der Kampfflugzeuge über Oerlikon könnte uns daran erinnern, dass der CO2-Ausstoss der Militärs zu den grössten dieser Welt gehört. Seit Jahren ist das Militär jedoch auf Druck der USA, der Nato-Staaten und Russlands von Berichtspflichten über den CO2-Ausstoss freigestellt. In den weltweiten Klimaverhandlungen und den Vereinbarungen von Kyoto und Paris zur Begrenzung des CO2-Ausstosses spielen die riesigen Zahlen der Militärs und der Rüstungsindustrie keine Rolle.
Das Militär und die Rüstungsindustrie erlebten jetzt dank dem Kriegen in der Ukraine und in Afrika und der weltweiten Aufrüstung einen Boom. Wer gegen diese Aufrüstung sei, gefährde die Sicherheit unseres Landes, wird gesagt. Mit Waffen, sogar mit Atombomben, will man hüben wie drüben den Frieden sichern und unsere Freiheit verteidigen. 2020 wurden weltweit 685 Milliarden US-Dollar in den Atomwaffensektor investiert. Bei diesem Irrsinn macht auch die Schweiz mit. Von Januar 2019 bis Juli 2021 investierten Schweizer Geldhäuser 4,9 Milliarden US-Dollar in Konzerne, die nukleare Sprengkörper herstellen.
Nicht erstaunlich ist deshalb: Die Schweiz hat den Atomwaffenverbotsvertrag bisher nicht unterschrieben, obwohl das Parlament dafür war und die grosse Mehrheit der Bevölkerung auch dafür wäre. Das Geschäft mit dem Krieg geht bei den Leuten, die in der Schweiz das Sagen haben, vor.
Heinrich Frei, Zürich
Persönlich zurückstecken
«Klimapolitik: Viele mentale Bremsklötze», WOZ Nr. 34/23
Ich kann Ihre Kritik an den dauernden Verzögerungen der Klimamassnahmen eins zu eins unterschreiben. Allerdings geht es nicht nur um fossile Energien, sondern auch um die Regenwaldabholzung zum Kraftfutteranbau für unsere Tierprodukte. Auch da wird die Verbesserung durch Wechsel von tierischen zu pflanzlichen Produkten total verzögert. Nur müssten wir da halt persönlich alle zurückstecken und auf Tierprodukte verzichten. Es wäre aber auch wichtig fürs Klima. Und es hätte einen edlen und ebenso wichtigen Nebeneffekt: Das Ende der leidvollen «Nutz»tier-Haltung.
Renato Werndli, Eichberg