Film: Eine Schweiz mit Französisch­zwang

Nr. 48 –

Filmstill aus «Bon Schuur Ticino»: Ape-Kleintransporter auf der Gotthard-Tremola
«Bon Schuur Ticino». Regie: Peter Luisi. Schweiz/Italien 2023. Jetzt im Kino.

Soll die Schweiz einsprachig werden? Diese Frage steht am Anfang von «Bon Schuur Ticino», der neuen Komödie von Peter Luisi («Der Sandmann»). Ganz schweizerisch wird die Frage per Volksabstimmung geklärt, und ganz schweizerisch spielt Beat Schlatter die Hauptfigur mit dem ganz schweizerischen Namen Walter Egli. Diesem Egli gefällt die Vorstellung einer rein deutschsprachigen Schweiz, und so wirft er ein Ja zu «No Bilingue» in die Urne. Als die Initiative angenommen wird, kommt der Schock. Zur einzigen Landessprache wird aufgrund einer mysteriös tiefen Wahlbeteiligung in der Deutschschweiz: Französisch.

Als Bundespolizist muss Egli nach einer Übergangszeit die Landessprache beherrschen, sonst verliert er seine Stelle. So schreibt er sein Hab und Gut mit Klebezetteln an. Doch auch wenn sein Kühlschrank nun mit «Frigo» angeschrieben ist, scheitert er am Französisch – ein Witz, der in der Folge arg strapaziert wird. Beim Voki-Lernen übersetzt Egli Gurke mit «Gürk», die häufigste Interaktion zwischen ihm und seinem neuen Arbeitskollegen (Vincent Kucholl) besteht darin, dass der Romand Französisch spricht und Egli mit «red Dütsch» antwortet. Um den Job trotzdem zu behalten, muss Egli in den Süden, wo sich Widerstand gegen das neue Sprachdiktat regt. Im Tessin soll er die militanten Französischverweiger:innen ausspionieren, wobei er ausgerechnet von seinem welschen Kollegen begleitet wird.

Unzählige Aufforderungen, Deutsch zu sprechen, zwei Schlägereien und eine Bombe im Gotthardtunnel später hat sich Walter Egli erst dem Widerstand angeschlossen und dann einen Bürgerkrieg zwischen dem militanten Tessin und der Restschweiz verhindert.

Dass sich Schlatters Figur dabei in die Anführerin des Widerstands verliebt, die von der siebzehn Jahre jüngeren Catherine Pagani gespielt wird, passt zum Film, der teilweise etwas Frische vermissen lässt. Was nach unterhaltsamen anderthalb Stunden bleibt, ist vor allem die originelle Prämisse – und die Gewissheit, dass Walter Egli kein Französisch spricht.

Gian Hedinger