Leser:innenbriefe

Todesstrafe niemals verdient
«Von oben herab: Born to be Wildbret», WOZ Nr. 49/23
Selbstverständlich sollte kein einziges Tier geboren werden, um als Wildbret oder überhaupt als Fleischstück zu enden. Selbst ein Hirsch, der in einer Überpopulation lebt und sich nur wegen des Jagddrucks der Jäger vom Grasland in den Wald zurückziehen muss und dort Schäden verursacht, ist unschuldig und hat die Todesstrafe niemals verdient. Es war deshalb durchaus richtig, dass Stefan Gärtner auf das Hirschgulasch verzichtet hat. Auch weil es die quälerischen Hirschzuchten natürlich tatsächlich gibt. Die von ihm erwähnten brutalen Zustände in der Natur wie schwächere Tiere reissen, Vergewaltigungen oder gar das Töten eigener Kinder müssen wir als einzige reflektierende Spezies ja nicht nachahmen. Werden wir doch menschlicher und beenden die Diskriminierung anderer fühlender Individuen, die wir töten und essen, nur weil sie einer schwächeren Spezies angehören.
Renato Werndli, Eichberg
Geografie der Schweiz
«Bundesratswahlen: Ins Gelingen verliebt», WOZ Nr. 49/23
In eurem Artikel über die beiden Bundesratskandidaten Jans und Pult wandert Chur in die Südwestschweiz. Ich meine, die Südwestschweiz wären Teile jenes Kantons, der die restliche Schweiz als «Üsserschwiiz» bezeichnet. Vielleicht können auch einige Quadratmeter der Waadt dazugezählt werden. Chur bleibt definitiv Südostschweiz, sonst wäre Jon Pult Romand, und das wäre für viele wahnsinnig unangebracht.
Sibylle Kamber, per E-Mail
Ignoriert
«Israel und Palästina: Für den anderen Weg», WOZ Nr. 49/23
Der Leitartikel zu Israel/Palästina von letzter Woche endet mit dem moralischen Imperativ «Das Mindeste wäre, sie auf diesem humanistisch-solidarischen Weg zu begleiten» – gemeint sind progressive jüdisch-palästinensische Stimmen, die sich für ein gleichberechtigtes Leben von Palästinenser:innen und Jüd:innen in Freiheit einsetzen. Genau dies tut seit achtzehn Jahren die von Palästinenser:innen lancierte BDS-Bewegung, die weltweit und im Land selbst von progressiven Personen, darunter vielen Jüd:innen, mitgetragen wird. Ebenso lang wird die von der israelischen Regierung gefürchtete und entsprechend diffamierte Bewegung von der WOZ ignoriert. Warum? Kann es sein, dass ihr euch schwertut, einen «anderen Weg» zu akzeptieren, der Widerstand und Druckmittel gegen den unterdrückenden Staat Israel beinhaltet, selbst wenn dies auf konsequent gewaltfreiem und zivilem Weg passiert?
Birgit Althaler, BDS Schweiz, per E-Mail
WOZ hinkt hinterher
«Krieg in Nahost: ‹Wir kennen uns nur als Feinde›», WOZ Nr. 48/23
Im Interview kommen mit Layla Alsheikh und Robi Damelin dankenswerterweise zwei Frauen zu Wort, die sich für Friedensgespräche zwischen Israel und Palästina einsetzen, obwohl beide den Verlust eigener Kinder betrauern. Aber ich finde es sehr schade, dass ein hervorragendes Buch, das bereits 2020 zu genau diesem Thema erschienen ist, keine Erwähnung findet. Darin lässt der Autor (Colum McCann) einen Israeli und einen Palästinenser (beide Personen sind real) im Gespräch die genau gleichen Gedanken äussern. Auch sie sind beide, nach dem Verlust der jeweils eigenen Tochter, nach langem Ringen mit sich, Mitglieder von Parent Circle geworden und treten in vielen Ländern als «Vermittler» auf. Sie berichten über ähnliche Erfahrungen wie die beiden Frauen. Nur eben schon viele Jahre vor diesem letzten Gewaltausbruch. Der «Spiegel» hatte bereits Anfang November 2023 darüber ein ausführliches Interview mit den beiden Männern geführt. Schade, dass die WOZ in diesem Fall ein bisschen hinterherhinkt und nichts wirklich Neues beiträgt. Dass ich eure Arbeit im Übrigen wunderbar und wichtig finde, brauch ich wohl nicht extra zu betonen.
Root Leeb, per E-Mail