WOZ im Loop: Von der Kunst der Beschimpfung

Nr. 29 –

In der letzten WOZ haben wir über die superempörten Reaktionen der Superreichen auf die Erbschaftssteuer-Initiative der Juso (vgl. Seiten 1 und 3) berichtet. Das Anliegen polarisiert, die Reaktionen lassen sich grob in drei Gruppen einteilen.

Manchen geht der Vorschlag zu wenig weit: «Die 50-Millionen-Schwelle ist ein Witz. Niemand sollte mehr als 2 bis 3 Millionen erben, Kinder können ja nicht mal etwas dafür», meint etwa ein Stefan auf Twitter. Auch Bluesky-User «Der alte Mann» würde die Limite tiefer ansetzen: und zwar bei 100 000 Franken. «Klimaschutz geht uns alle an und für das Geld haben die Erben ja nichts geleistet.»

Dann gibt es jene, die grundsätzlichen Handlungsbedarf sehen, die Juso-Initiative aber für unausgegoren halten. Zum Beispiel Leser Serge Droz via Mastodon: «Das ist eine Sündenbock-Initiative … die bösen Reichen. Wir brauchen aber Lösungen, die allen helfen. Und das geht über Steuerprogression auf relevante Grössen.» Als Beispiel nennt Droz, der gerne das gesamte Steuersystem überarbeitet sähe, eine CO₂-Steuer.

Schliesslich fallen – vor allem auf Twitter – recht mitteilsame Gegner einer Erbschaftssteuer auf. Selber vermögenstechnisch weit davon entfernt, von der Initiative betroffen zu sein, reagieren sie erstaunlich emotional und mit einem ausgeprägten Hang zu Beschimpfungen: «Linke Tagediebe», «Trampel», «Schmarotzer» und so weiter. Sollte man von Leuten, die sogar im Zusammenhang mit Erbschaften ständig mit einem «Leistungsprinzip» argumentieren, nicht erwarten, dass sie in Sachen Beleidigungen etwas mehr kreative Leistung erbringen?

Dass es anders geht, zeigt ein handgeschriebener Brief von Anonymus, der oder die mit unserer Berichterstattung zur Basler Polizei nicht einverstanden ist. Bei den WOZ-Journalist:innen handle es sich um «Zeilenkritzler-Sprechblasenfüller», «Worthülsenschmierer» und – unser Favorit – um «armselige Buchstabenflederer».

An dieser Stelle fassen wir über den Sommer Reaktionen auf unsere Berichterstattung zusammen. Ihre Meinung erreicht uns am besten per Mail an briefe@woz.ch.