Theater: Auf Zeitreise in der Schuhfabrik

Nr. 37 –

Bühnenfoto des Theaterstück «Geh auf Bata – Du träumst gut! Eine theatrale Reise durch die Geschichte der Bata in Möhlin»
«Geh auf Bata – Du träumst gut! Eine theatrale Reise durch die Geschichte der Bata in Möhlin». In: Möhlin Bata-Park. Weitere Aufführungen bis 21. September 2024. www.lehrertheater.ch

Bata-Kolonie, so hiess der heutige Bata-Park während meiner Kindheit in Möhlin AG. Die «Kolonie» wurde in den dreissiger Jahren vom tschechischen Schuhhersteller Tomáš Baťa gebaut, nach dem Vorbild einer Anlage in Zlín: Hier wurde gleichzeitig gewohnt und gearbeitet, was die Effizienz steigern sollte.

Nun hat sich das Lehrer*innen-Theater Möhlin (LTM) der Geschichte des Parks angenommen. Und so viel vorweg: Mit dieser liebevoll, aufwendig und höchst professionell gestalteten theatralen Begehung des Bata-Parks, in dem noch bis in die Neunziger Schuhe produziert wurden, ist dem LTM ein kleiner Coup gelungen. Grossartig das Ensemble aus Lai:innen aus Möhlin, dem Schauspieler Peter Ender und angehenden Profis. Geschrieben haben den Text Jens Nielsen und Walter Küng; Letzterer, selber in der Bata-Anlage aufgewachsen, führte auch Regie.

«Geh auf Bata – Du träumst gut!» besteht aus einzelnen Szenen in historischen Settings: ein Vorstellungsgespräch, eine Schuhmodeschau, ein Familienznacht, Gespräche unter Fabrikarbeiterinnen oder ein Auftritt von Herrn Bata in einem Oldtimer. Erzählt wird die Geschichte von Kurt Wilhelm (Peter Ender): Als ehemaliger Bata-Fabrikarbeiter führt er durch sein Leben, wobei er auf sein jüngeres Ich (Ayhan Eranil) trifft. Gemeinsam mit diesem und vier Kindern, die den alten und jungen Wilhelm mit Fragen löchern, führt er durch den Park, wo er auf weitere Figuren trifft. Und immer wieder staunt man, wie sozialkritisch und nicht romantisierend die Bata-Geschichte während der Zwischenkriegsjahre erzählt wird: Da wird der schlechte Lohn der Arbeiter (und der noch schlechtere der Arbeiterinnen) thematisiert, das Heimweh der jungen Männer, die zur Ausbildung für Jahre nach Zlín geschickt wurden, die Rückenschmerzen der Frauen am Fliessband oder der latente Rassismus gegenüber den ausländischen Arbeiter:innen. Doch auch die Aufbruchstimmung und der Pioniergeist, die hier geherrscht hatten, werden in dieser kurzweiligen und unglaublich lehrreichen Inszenierung immer wieder spürbar.