Leser:innenbriefe

Nr. 38 –

Sanija Ameti und der Mob

«Am Pranger? Die verlorene Ehre der Sanija Ameti», WOZ Nr. 37/24

Dass ein Post in einem sozialen Netzwerk einen Shitstorm mit fatalen Konsequenzen auslösen kann, ist ja bekannt und eigentlich keine Zeile in einer anspruchsvollen Wochenzeitung wert. Dieser in politischer Hinsicht spezielle Fall zeigt allerdings zusätzlich und besonders auffällig opportunistisches Verhalten, was einen kritischen Kommentar durchaus rechtfertigt. Der Text zielt jedoch nur auf diesen Aspekt, die dem Auslöser zugrunde liegende Verhaltensweise wird nicht analysiert.

Was mich beschäftigt, jede und jeden beschäftigen sollte: Warum braucht jemand für Schiessübungen anstelle einer Kreisscheibe ein Bild mit einem Gesicht? Gewollter Realismus oder Realitätsverlust?

Der vorliegende Fall zeigt noch eine Potenzierung dieser Art von Emotionalität: Als Schiessscheibe dient ein Kunstkatalog, Jesus und Maria, jetzt mit durchlöcherten Gesichtern; klick, ins Netz damit. Social-Media-Kollateralschaden, Geltungssucht oder Dummheit?

Schliesslich, da offenbar (wie zu erwarten war) religiöse Gefühle verletzt wurden: Entschuldigung und Post löschen. Alles wieder in Ordnung?

Peter Krattenmacher, Goldau

Es ist etwas befremdend, sich nach dem Lesen des Kommentars als zum Mob gehörend verstanden zu wissen.

Ich habe Mitte Jahr der Operation Libero 1000 Franken für die Unterstützung der Ukraine gespendet. Hätte ich mich bereits früher richtig erkundigt und gewusst, dass sich mit Frau Ameti eine offenbar schiessfreudige Frau in der genannten Operation befindet, wäre ich dieser Organisation nicht beigetreten und hätte mein Geld woandershin gespendet. Das habe ich vor wenigen Tagen der Operation Libero mitgeteilt, verbunden mit dem Hinweis, dass ich austreten werde, wenn Frau Ameti dort im Vorstand verbleibt. Mit dieser Haltung gehöre ich für euch nun also zum Mob?

Balz Christen, per E-Mail

Balz Christen schrieb hier, er habe der Operation Libero tausend Franken für die Unterstützung der Ukraine gespendet, plane nun aber dort auszutreten. Er hat dabei zwei Organisationen verwechselt: Zwar ist er Mitglied der Operation Libero, die oben genannte Summe hat er allerdings an die Organisation Libereco für deren Ukrainehilfe gespendet.

Unfaires Gesetz

«Türkei: Wohin mit Millionen Streunern?», WOZ Nr. 37/24

Dass die Regierung dermassen brutal gegen streunende Hunde vorgehen will, ist eine riesige Ungerechtigkeit. Die Opfer sind wieder einmal Tiere, die nichts für ihre desolate Situation können. Vor allem scheint sich die Regierung vor zu hohen Kosten zu fürchten. Dabei wäre die Lösung einfach und keineswegs teuer: Zucht und Handel von Hunden endlich verbieten und den gegenwärtig lebenden Streunern genug Plätze in Tierheimen zur Verfügung stellen, bis sie an echte Tierfreund:innen vermittelt werden können. Zum Glück gibt es so viele Türk:innen, die selbstlos gegen das unfaire Gesetz demonstrieren. Tiere können sich nicht selber wehren. Deshalb verdienen sie, dass Menschen sich für sie einsetzen.

Renato Werndli, Eichberg