Verleger:innen irritiert: SRG doch nicht das Problem?
Die Behauptung ist so etwas wie das Lebenselixier der privaten Verlage: Gäbe es kein Onlineangebot der SRG, dann wären sie alle blühende Betriebe. Und jetzt das! Das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) kommt in einer Studie im Jahrbuch «Qualität der Medien» zu einem ganz anderen Schluss: Die SRG steht nicht etwa in Konkurrenz zu den privatwirtschaftlich finanzierten Informationsmedien, vielmehr ergänzen sie sich.
Einerseits würden SRG-Nutzer:innen bezahlpflichtige Medien deutlich häufiger lesen als Nicht-SRG-Nutzer:innen. Andererseits gebe es keinen Zusammenhang zwischen der Nutzung von SRG-Angeboten und der Zahlungsbereitschaft für Inhalte privater Medien. Unabhängige Studien seien wichtig, um medienpolitische Debatten zu versachlichen, betonte das Fög bei der Präsentation am Montag. Es verweist dabei auf die Halbierungsinitiative, die eine Reduktion der Abgaben für Fernseh- und Radioprogramme von heute 355 Franken pro Haushalt auf 200 Franken fordert.
Wenig begeistert, ja fast entsetzt reagierten die Verleger:innen, die sich im Verband Schweizer Medien zusammengeschlossen haben, auf die Studie. An einem Podium im Anschluss an die Präsentation zweifelte Michael Wanner die empirische Evidenz der Studie an. Sie beantworte die entscheidende Frage nicht: Würden Nutzer:innen private Medien intensiver konsultieren, wenn es kein kostenloses Onlineangebot der SRG gäbe? Mit diesem bestehe ein «ungerechter Wettbewerb», meinte der CEO des CH-Media-Imperiums mit mehreren Zeitungen, Radio- und TV-Kanälen. Auch Matthias Müller, Präsident der Jungfreisinnigen und Kopräsident der Halbierungsinitiative, wollte nicht einsehen, dass die Verdrängungsthese, die seine Initiative propagiert, nicht greift. Die SRG bleibt für ihn ein «Quasimonopolist, der sich von Steuern finanziert».
Fast schon versöhnlich liest sich dagegen die Schlussfolgerung der Studie: «Unsere Analyse legt nahe, dass öffentliche und private Medien gemeinsam an Lösungen arbeiten sollten, statt einander zu bekämpfen, denn ein Grossteil der Probleme liegt an den Umwälzungen, die die grossen Tech-Plattformen verursachen.»