Leser:innenbriefe

Nr. 47 –

Spiegelverkehrt

«Verkehrspolitik: Sankt Autobahn», WOZ Nr. 45/24

Den Beitrag zu «Sankt Autobahn» las ich mit Spannung und grossem Interesse. Ich habe diese Autobahndiskussion in den sechziger und siebziger Jahren als Teenager und älter mitverfolgen können. Und ich muss gestehen: Es brauchte die Stadtautobahn. Nach der Eröffnung hatte sich der Verkehr um gefühlt die Hälfte reduziert. Zürcher- und Rorschacherstrasse ohne Staus. Es kam mir damals vor wie am Sonntagmorgen um sieben Uhr …

Heute ist es ähnlich. Man stritt sich damals um die Verkehrsführung durch die Stadt, heute bin ich auch mit der geplanten Lösung überhaupt nicht einverstanden. Braucht es den Liebeggtunnel? Wenn ja, dann bitte ohne Zubringer St. Leonhard! Dafür aber die Zufahrt sicher in beide Richtungen, Zürich und Rorschach. Wenn eine dritte Röhre machbar ist mit allen Nachteilen (Olma-Halle), müsste dies doch zu bewerkstelligen sein. Bei beiden alten Röhren den Pannenstreifen zugunsten einer dritten Fahrbahn aufgeben und die Geschwindigkeit auf 60 km/h reduzieren.

Wenn auch die anderen Projekte so miserabel und überteuert geplant sind, gehört die Vorlage sowieso klar abgelehnt.

Noch etwas Letztes: Das Schwarzweissbild 1987 mit Anschluss St. Fiden hat mich fast in den Wahnsinn getrieben. Es irritierte mich gewaltig, weil ich einfach nicht drauskam. Nun habe ich aber die Lösung gefunden: Das Bild habt ihr seitenverkehrt gedruckt …*

Walter Späti, St. Gallen

* Die Luftaufnahme war tatsächlich spiegelverkehrt gedruckt. Wir bedanken uns bei allen St. Galler Leser:innen, die den Fehler bemerkt haben, und bitten um Entschuldigung.

Absurdistan?

«Rheintunnel: Eine ganze Kindheit im Baulärm», WOZ Nr. 42/24

Der Ausbau der Autobahnen und das Projekt Rheintunnel vereinfachen die Reise nach Frankreich und Deutschland. Die bereits hohe Zahl von Grenzgängern würde wachsen, und bedeutend mehr Lastwagen würden durch die Schweiz rollen. Der Einkaufstourismus würde es auch toll finden, schneller und einfacher ins benachbarte Ausland zum Einkaufen zu gehen – zum Verdruss des hiesigen Gewerbes.

Dann: Wie viele Leute braucht man, um den Autobahnausbau gemäss Vorlage von Bundesrat Albert Rösti zu realisieren? Viele, viele Menschen, Arbeiter und Facharbeiter, welche die Schweiz aber ja gar nicht hat!

Dann: Die endlosen Transporte von Lebensmitteln im Inland und vom Ausland in die Schweiz sind eine Absurdität! Immer mehr Bauern bemühen sich, eine nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben und wertvolle, frische Produkte regional zu vermarkten. Doch viele Politiker wollen keine Nachhaltigkeit!

Dann: Der Rheintunnel ist ein «Unterwassertunnel» – ein komplexes und kostspieliges Unterfangen. Alle Kosten für den Luxusausbau der Autobahnen werden in jeder Hinsicht von der ganzen Bevölkerung getragen werden. Ironischerweise auch von den Leuten, die gar kein Auto haben.

Dann: Die Belastung durch die lange Bauzeit wird negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung haben. Kinder werden ihre ganze Kindheit und Jugendzeit im Staub und Lärm der ewigen Baustellen verbringen. Viele Leute müssten umziehen, und dies bei der heutigen Wohnungsnot!

Anstatt auf Modernität und auf intelligente, nachhaltige Lösungen zu setzen, bleibt die Schweiz an alten Zöpfen hängen. Leben wir eigentlich auf dem Planeten Absurdistan?

Antonietta Mühle-Fedele, per E-Mail

Gummi von der Autobahn

Jedes Auto verliert pro Kilometer laut einer am 14. Oktober 2024 von der französischen Umweltorganisation Agir pour l’Environnement veröffentlichten Untersuchung zwischen 65 und 151 Mikrogramm Gummi: Während der Lebensdauer eines Autos werden durch den Abrieb der Reifen je nach Modell zwischen siebzehn und vierzig Kilogramm Kunststoffpartikel und andere Zusatzstoffe in die Umwelt verstreut. Chemische Zusätze können bis zu fünfzig Prozent dieser Menge ausmachen. Diese versteckte Umweltverschmutzung ist umso besorgniserregender, als die Zusammensetzung der Reifen dem industriellen Produktionsgeheimnis unterliegt. Die Untersuchung von Agir pour l’Environnement hat das Vorhandensein von mindestens 25 verschiedenen flüchtigen organischen Verbindungen, von denen einige krebserregend sind, nachgewiesen.

Es wäre eigentlich normal, diese Fakten in der öffentlichen Diskussion in den Wochen vor einer landesweiten Abstimmung zum weiteren Ausbau der Autobahnen zu berücksichtigen. Auf Französisch nachzulesen unter ­partage.agirpourlenvironnement.org.

Hannes Lämmler, per E-Mail

Danke!

Verschiedene Artikel, WOZ Nr. 44/24

Seit langem möchte ich euch Danke sagen für die Kontinuität, mit der ich immer wieder Denkanstösse bekomme. Konkreter Anlass ist jetzt die WOZ Nr. 44, dort zum Beispiel: die Wutrede von Paula Fürstenberg. Der Artikel über Kriegsdienstverweigerung in Israel. «Konkrete Kunst» über Binia Bill. Und speziell Annette Hug, die in ihren Kolumnen auch immer wieder die Wahrnehmungen mit ihrer dementen Verwandten beschreibt. Neben all den Elternblogs, Kitatexten für mich relevant, «verschwiegene» gesellschaftliche Themen aus persönlicher Wahrnehmung (mit-)geteilt lesen zu können. PS: Meist komme ich erst einige Wochen später dazu, die WOZ zu lesen. Was die Artikel nicht veralten lässt.

Barbara Roth Rehmann, per E-Mail