Leser:innenbriefe

Nr. 5 –

Schwundstufen?

«Mit schlaflosen Wächtern», WOZ Nr. 3/25

In den letzten Jahren hat die WOZ den Konjunktiv I (zu meiner Zeit noch Konjunktiv Präsens genannt) in der ersten und zweiten Person Singular und im Plural restlos abgeschafft und durch den Konjunktiv II (zu meiner Zeit noch Konjunktiv Imperfekt genannt) ersetzt. Selbst die dritte Person Singular ist längst infiziert, obwohl hier keine Verwechslung mit dem Indikativ möglich ist.

«Regelmässig gäbe es gemeinsame Treffen, so Quellen aus beiden Ländern», schreibt die WOZ zum Beispiel (korrekt wäre selbstverständlich «gebe» statt «gäbe»). Deutsch: «Hansli sagt, Vreneli gehe mit ihm in die erste Klasse.» Schwundstufe eins (von der WOZ teilweise schon erreicht): «Hansli sagt, Vreneli ginge mit ihm in die erste Klasse.» Schwundstufe zwei (die WOZ in zehn Jahren?): «Hansli sagt, Vreneli würde mit ihm in die erste Klasse gehen.»

Urs Egli, Zürich

Unrechtsbewusstsein

«Essay: Es braucht keine antisemitischen Denkmuster, um Israels Vorgehen in Gaza zu kritisieren. Unrechtsbewusstsein reicht dafür völlig aus», WOZ Nr. 50/24

Danke an die Autorin für den klaren Untertitel ihres Essays. Die wenigen schrecklichen Bilder, die uns aus Gaza erreichen (und selbst in der deutschen «Tagesschau» zu sehen sind), zeigen das elende Hungerleben von knapp zwei Millionen Menschen in der Winterkälte ohne richtige Unterkunft und unter ständigen israelischen Angriffen. Die kurzen Berichte der noch nicht getöteten Reporter reichen aus, um das Unrecht zu erkennen, das dort geschieht. Sophistisches Geschwurbel über Begriffe verschleiert das grausame Elend, das im Gazastreifen, auch mit westlichen Waffen, angerichtet wird.

Heinrich Trudel, per E-Mail