Film: Patchwork auf der Ferieninsel

Nr. 20 –

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Filmstill aus «When We Were Sisters»: 4 Menschen am Strand
«When We Were Sisters». Regie und Drehbuch: Lisa Brühlmann. Schweiz 2024. Jetzt im Kino.

Die Nostalgiewelle schreitet zeitlich voran. Nachdem sich Filme und Serien ausgiebig an den achtziger Jahren abgearbeitet haben, sind jetzt die Neunziger an der Reihe. Das gilt für die flirrende Literaturverfilmung «Leurs enfants après eux», die leider nur in der Westschweiz ins Kino kam, und jetzt auch für «When We Were Sisters» von Lisa Brühlmann. Nach ihrem gefeierten Debüt, «Blue My Mind» (2017), inszenierte die Schweizerin etliche Folgen bei hochkarätigen Serien wie «Killing Eve». Nun kehrt sie ins Kino zurück.

«When We Were Sisters» spielt grossteils in einer gesichtslosen griechischen Ferienanlage. Der Komet Hale-Bopp zieht die Blicke auf sich, und es gibt keine Smartphones, die vom zwischenmenschlichen Ringen zwischen der fünfzehnjährigen Valeska (Paula Rappaport), ihrer Mutter Monica (Lisa Brühlmann) und deren neuem Freund Jacques (Carlos Leal) sowie dessen Tochter Lena (Malou Mösli) ablenken könnten. Das ungleiche Patchworkquartett unternimmt den Versuch eines gemeinsamen Urlaubs. Die Eltern turteln, während Valeska zunächst so gar nichts mit Lena anfangen kann und ihr ins Kopfkissen furzt.

Nachdem Lenas geliebter Hund verschwindet, kommen sich die Mädchen näher, sie haben Knutschdates mit den einheimischen Halbstarken und pinkeln nebeneinander. Ihre Eltern wiederum sind bald aus der Blümchenphase heraus und streiten. Zwischen Valeska und Monica gibts es immer wieder warme Momente, zugleich ist die Mutter aber eine Narzisstin durch und durch. Und Jacques trinkt zu viel.

Brühlmann baut ihren Film wie ein Spiegelkabinett, in dem sich, um bei der interstellaren Metapher zu bleiben, Menschen anziehen und abstossen. Mit einem Gefühl für die Zeit lässt sie die Neunziger auferstehen und holt mit Paula Rappaport eine Nachwuchsschauspielerin ins Rampenlicht, von der man sicher noch hören wird. Zugleich trägt ihr Film mit affirmativer Musik und thematischer Überfrachtung teils zu dick auf. Eine Schwangerschaft samt Fötusbeerdigung hätte es bei den interessant angelegten Figuren jedenfalls nicht gebraucht.