Leser:innenbriefe

Nr. 41 –

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Abschaffung Eigenmietwert

«Abstimmung zum Eigenmietwert: Fiktion Privateigentum», WOZ Nr. 40/25

Gemäss Nachbefragung haben 52 Prozent der Grünen-Wähler:innen der Abschaffung des Eigenmietwerts zugestimmt, bei der SP sind es immer noch 38 Prozent. Dass ein beachtlicher Teil von Links-Grün, nachdem dieses erfolgreich die 13. AHV-Rente erkämpft hat, dem Staat sozusagen im gleichen Atemzug Mittel zu deren Finanzierung entziehen, macht mich wütend. Sie unterstützen damit die bürgerliche Finanzpolitik des Aushungerns des Staates und lassen die vom Freisinn heiss erwünschte Erhöhung des Rentenalters zunehmend als alternativlos erscheinen. Die Glaubwürdigkeit von Links-Grün erodiert.

Dieter Liechti-Keller, Bülach

Wasser, Luft und Boden gehören allen. Hausbesitzer bauen auf diesem Boden ihre Häuser. Nur die Häuser gehören ihnen, der Boden gehört ihnen nicht! Landpreis und Eigenmietwert haben da einen gewissen Ausgleich geschaffen, wenigstens finanziell. Möglicherweise wird das Volk irgendwann auch noch den Landpreis bezahlen, wer weiss …

Eliane Studer, per E-Mail

Der Kommentar greift einige bedenkenswerte Aspekte auf, etwa die vermeintliche Ungerechtigkeit dieser Steuer. Das titelgebende Schlagwort jedoch wird zwar mit einigen Sätzen etwas verortet, das Thema Eigenmietwert wird damit aber wenig erhellt. Schliesslich schreibt die Redaktorin: «Der Eigenmietwert war […] vielleicht nicht so ein ideales Steuerinstrument, wie eine Vermögenssteuer es wäre.» Es geht hier doch nicht um ein Steuerelement, sondern um eine Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, wie es die Verfassung verlangt.

Gemäss der üblichen ökonomischen Methode der Einkommensschätzung ändert sich am Einkommen nichts, wenn man ein Haus selbst bewohnt, statt es zu vermieten. An die Stelle des monetären Mietertrags tritt ein Naturalkapitalertrag, der Eigenmietwert. Der Nutzen beim selbstbewohnten Wohneigentum ist ein realer Kapitalertrag, dessen Nichtbesteuerung im Rahmen einer allgemeinen Einkommenssteuer eine Systemlücke darstellt und eine Ungleichbehandlung von Eigentümern und Mietern bedeutet.

Zur vermeintlichen Ungerechtigkeit: Angeprangert wurde, dass Besitzer eines Eigenheims nicht gleich behandelt werden wie zum Beispiel Besitzer einer Jacht. Ökonomisch formal korrekt müsste für alle Eigentumsobjekte, also auch für Boote, Autos und so weiter, ein Naturalkapitalertrag festgelegt und versteuert werden. Aus verschiedenen Gründen (etwa Steuerertrag kontra Aufwand) lässt man dies bleiben. Die rein ökonomisch formale Betrachtungsweise greift jedoch zu kurz. Eine Unterkunft zu haben, ist von fundamentaler Bedeutung für jeden Menschen. Dies verlangt geradezu nach einer Besteuerung des Eigenmietwerts, ansonsten müsste die Verfassungskonformität durch einen Wohnungsmiete-Steuerabzug gewährleistet werden.

Peter Krattenmacher, Goldau

Hinterfragen und vertrauen

«Skandalroman: Besser lesen», WOZ Nr. 38/25

Als Vielleserin habe ich mit gut zwanzig Jahren «Lolita» von Vladimir Nabokov gelesen, weil Literatur et cetera, und innerlich die Übergriffe heruntergespielt, aber: Ich konnte mich nicht mit Humbert identifizieren. Ich habe die damaligen Kritiken nicht verstanden und bin genauso stumm und verwirrt und verschwiegen und isoliert geblieben wie in meinem realen, traumatisierten Leben. Da andere angefangen haben zu reden, zu analysieren, zu hinterfragen, kann ich das heute auch – und vor allem vertraue ich eher auf meine Verwirrungen. Dabei hilft auch guter Journalismus.

Barbara Roth, per E-Mail