Gründung der «Spirit of Davos»-Stiftung: Das Davoser Gespenst

Die Behörden sponsern neu auch Globalisierungskritik: 300 000 Franken für die Stiftung «In the Spirit of Davos».

Davos im Januar – das war auch 2001 das schmale Bergdorf mit Scharfschützen, Bodyguards, Polizisten, Stacheldraht, Wasserwerfern, Tränengas, DemonstrantInnen und World Economic Forum. Die Sicherheitskosten für die private Veranstaltung (ein Networking-Tool von 2000 Firmenchefs, Lobbyisten und Politikern) wurden mit über zehn Millionen Franken nur noch von der schlechten Laune danach übertroffen.

Bund, Gemeinde, Kanton stritten sich um die Kosten des nächsten Wef, das darauf für ein Jahr nach New York verschwand. So heuerte die Bündner Regierung den Unternehmensberater Peter Arbenz an, um eine neue Strategie für das Wef in Davos zu entwerfen. Arbenz arbeite das so genannte «Spielfeldszenario» aus, das im Wesentlichen besagte, dass sich alles in Davos tummeln sollte, solange es sich an die Spielregeln (der Polizei) hielt.

Kernstück der von Arbenz vorgeschlagenen Trennung zwischen guten (gewaltlosen) und bösen Wef-Kritikern war eine globalisierungskritische Stiftung, die zeitgleich mit dem Wef tagen sollte. Über ihr Programm wurde nie etwas bekannt, ihr Name allein war der Beweis, dass sie von Betrunkenen erdacht worden war: Sie hiess «Spirit of Davos» – und trug somit das Motto des Wef. (Etwa als wolle man eine antifaschistische Organisation «Franco» oder «Wolfsschanze» taufen.)

Die Sitzungen zur Gründung der Stiftung schleppten sich mit einem desorientierten Arbenz und einigen wenigen NGOs dahin. (So konnte Arbenz etwa die Anti-WTO-Koordination nicht erreichen, da er die Telefonnummer von «Frau Detti» nicht gefunden habe – «Frau Detti» war auch ein Mann namens David Böhner mit dem Spitznamen «Detti».) Die Stiftung allerdings steht nun – mit 300 000 Franken finanziert von Davos, Graubünden und Bund.

Die Probleme sind somit geblieben: 1. Was damit passieren soll, weiss niemand. 2. Im Gespräch mit «Spirit» sind fast nur völlig unbedeutende oder explizit friedliche NGOs. (Und dies auch nur, so die Erklärung von Bern, «mit allergrösster Skepsis. Wir sagen einfach nur erst mal nicht Nein.») 3. Nicht an Bord ist alles, was nur ein wenig militanter ist: rund zwei Dutzend NGOs des «Oltener Bündnisses». 4. Da die Stiftung nun nicht einmal zeitlich etwas mit dem Wef zu tun haben soll, kann sie höchstens als «Legitimation zum Haudrauf» während des Wef sein. (So der Sprecher des «Oltener Bündnisses».)

Kurz: Bedeutender in Sachen Wef ist ein gleichentags erschienener Polizeibericht des Kantons Graubünden, der – im Nachzug zum Amoklauf in Zug – eine «Erfassung aller möglichen Gewalttäter» beschliesst – das ideale Teil, um Globalisierungsgegner zu fichieren.
Kurz: Davos im Januar – das wird auch 2003 das Bergdorf mit Scharfschützen, Bodyguards, Polizisten, Stacheldraht, Wasserwerfern, Tränengas und DemonstrantInnen sein.