Frag die WOZ : Wie kein toxisches Arschloch erziehen?

«Was kann ich tun, damit mein Sohn später kein toxisches Arschloch wird?»
L. H. per Mail
Das ist eine sehr gute Frage!
Aber es scheint auch eine schwierige Frage zu sein. Klar ist: Machten sich alle Eltern dieser Welt auf die Suche nach einer Antwort, sähe es hienieden anders aus.
Zuallererst bedarf das «toxische Arschloch» einer genaueren Definition, denn nicht jedes Arschloch ist toxisch, und toxisch agierende Charaktere können ausgesprochen charmant sein. Hinzu kommt, dass jeder Mensch in der Lage ist, zeitweilig ein Arschlochverhalten an den Tag zu legen, zumindest aus der Perspektive der Person, die ihn aus aktuellem Anlass zu einem solchen erklärt.
Das Spektrum der infrage kommenden Verhaltensweisen ist entsprechend breit. Eine Frau, die sich an der Supermarktkasse vordrängt, was lästig ist, aber nicht gefährlich, qualifiziert sich ebenso wie der Mann, der einem im Strassenverkehr die Vorfahrt nimmt, was ungleich riskanter ist. Und dass das Arschlochsein in wichtigen Positionen unter Umständen die gesamte Menschheit in Gefahr bringen kann, zeigt sich täglich.
In einer Studie der psychologischen Fakultät an der Universität von Georgia (USA) im Jahr 2022 wurden 397 Personen von über achtzehn Jahren nach dem «biggest asshole» in ihrem persönlichen Umfeld befragt. Die von den Befragten dergestalt identifizierten Personen waren meist männlich und mittleren Alters. Was sich mit der mitteleuropäischen Wahrnehmung decken dürfte.
Kommen wir zur Kombination mit «toxisch», was ebenso wenig wie «Arschloch» ein wissenschaftlicher Terminus ist, wenn es nicht um Giftstoffe geht. Auf menschliches Verhalten bezogen, bezeichnet die KI «toxisch» als «seelisch, sozial oder emotional schädlich», es seien «Personen, die ständig manipulieren, abwerten, nur an sich selbst denken oder anderen Schuldgefühle machen», und die HI oder Humanintelligenz kann sich da nur anschliessen. Dass einem zudem bei der Verknüpfung von «toxisch» mit «Arschloch» als Erster, aber leider nicht Einziger, der 47. US-Präsident einfällt, ist höchst bedauerlich.
Die von der Sozialpsychologie entdeckte «toxische Männlichkeit» speist sich aus überholten, patriarchalen Rollenbildern, die nicht nur anderen, sondern einem Mann selber schaden, auch wenn er das nicht wahrhaben will oder kann: Nicht weinen dürfen, keine Gefühle zeigen können, Stärke mit Gewalt gleichsetzen und alles verachten, was einem unmännlich erscheint, ist nämlich auf Dauer nicht gesund.
Und damit komme ich zum schwierigsten Teil der Frage: Wie um alles in der Welt soll eine Mutter oder ein Vater verhindern, dass das süsse Kerlchen im Kinderwagen zu so einer Horrorgestalt wird?
Da ich selbst weder Söhne noch Fachwissen habe, kann ich nur empfehlen, was ich täte: versuchen, selbst kein toxisches Arschloch zu sein. Und Expert:innen fragen. Aber nur solche, die mir sympathisch sind.
Immer montags beantworten wir in der Rubrik «Frag die WOZ» jeweils eine wirklich (un)wichtige Leser:innenfrage. Noch Fragen? fragdiewoz@woz.ch!