Gestern in LMd, heute in den Nachrichten

Le Monde diplomatique –

Gewalt in Nahost

Im Juni 2021 sagte Alain Gresh in seinem LMd-Text „Die vorhersehbare Katastrophe“ voraus, dass die schweren Kämpfe im Mai nicht die letzte Eskalation im Nahostkonflikt gewesen sein dürften. Er behielt recht. In den diesjährigen Ostertagen flogen aus dem Gazastreifen, Libanon und Syrien Raketen auf Israel, das seinerseits Hamas-Stellungen aus der Luft angriff. Militante Palästinenser verübten tödliche Anschläge im Westjordanland und in Tel Aviv. Und auf dem Tempelberg kam es wieder zu Zusammenstößen zwischen der israelischen Polizei und muslimischen Gläubigen. Wie rechte jüdische Aktivisten versuchen, eine größere Kontrolle über die heilige Stätte beider Religionen zu erlangen, beleuchtete Jakob Farah unter dem Titel „Der Berg ruft“ in der Februarausgabe 2017 von LMd. Heute sitzen diese Rechten in der Regierung Netanjahu.

China und Taiwan

Das militärische Imponiergehabe in der Straße von Taiwan geht in die nächste Runde, nachdem sich die taiwanesische Präsidentin Tsai Ing auf ihrer USA-Reise mit dem Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, getroffen hat. Chinas Marine und Luftwaffe hielten daraufhin ein dreitägiges Manöver bei Taiwan ab, die U.S. Navy entsandte prompt einen Zerstörer in von Peking beanspruchte Seegebiete im Südchinesischen Meer. Die letzte, durch den Taiwanbesuch von McCarthys Vorgängerin Nancy Pelosi ausgelöste Aufregung liegt erst acht Monate zurück. Michael T. Klare vermutete in LMd vom September 2022 hinter den vermehrten Kontakten zwischen Washington und Taipeh einen ­„Kurswechsel in der Taiwanfrage“. Die meisten Militärexperten weisen darauf hin, dass China einen für diesen Fall angedrohten Krieg um Taiwan auf Jahre hinaus nicht riskieren kann. „Wie gefährdet ist Taiwan wirklich?“, fragte Tom Stevenson in LMd vom Februar 2023 und argumentierte, dass die chinesische Marine nicht in der Lage sei, Taiwan abzuriegeln.

Umweltpreis

Der renommierte norwegische Holberg-Preis geht dieses Jahr an Joan Martinez Alier, Gründer des Instituts für Umwelt und Technologie an der Universitat Autònoma de Barcelona und Vordenker einer ökologisch orientierten Wirtschaft. Gemeinsam mit Leah Temper rief er bereits vor fünfzehn Jahren unter dem Titel „Das Öl soll in der Erde bleiben“ in LMd (Mai 2008) dazu auf, Länder wie Ecuador für den Verzicht auf Ölförderung in gefährdeten Gebieten zu entschädigen.