Gaza und das arabische Schweigen
Die Staatschefs der Region ducken sich weg, um ihre vorteilhaften Beziehungen zu Israel nicht zu gefährden
Von Rabat bis Kairo, von Amman bis Doha und Maskat, überall in der arabischen Welt kennt man diesen berühmten Satz, der dem Denker Ibn Chaldun (1332–1406) zugeschrieben wird: „Die Araber sind sich einig, niemals einer Meinung zu sein.“ Er wird oft zitiert, um die Rivalitäten, Spaltungen und Konflikte zu beklagen, die ein Grundmuster der Geschichte des Maghreb und des Nahen Ostens seit Mitte des 20. Jahrhunderts darstellt.
Im Hinblick auf die israelische Militäroffensive in Gaza scheint diese Regel allerdings nicht mehr zu gelten. Die 22 Länder der Arabischen Liga haben sich diesmal offensichtlich vor allem auf eines geeinigt: nichts zu unternehmen. Mit jeder ihrer „Dringlichkeitssitzungen“ bestätigt die Liga aufs Neue ihr Aktionsmuster namens Untätigkeit – trotz aller bombastischen Reden und pompösen Abschlusskommuniqués.