SP-Bundesratsticket: Souverän vorgelegt

«Mehr kann man einen Kollegen öffentlich nicht abwatschen. Eigentlich ist das Resultat eine Aufforderung zum Parteiaustritt …», kommentierte die «SonntagsZeitung» den Entscheid der SP, Daniel Jositsch nicht für die anstehende Bundesratswahl zu nominieren. Heisst: Die SP-Fraktion hätte gänzlich auf das aufwendige Auswahlverfahren verzichten sollen und Jositsch gleich auf ihr Bundesratsticket setzen müssen. Bloss dann wären dem Anschein nach bürgerliche Journalist:innen zufrieden gewesen. Oder vielleicht auch nicht: «Antidemokratisch!» hätte dann wohl der Vorwurf gelautet. Nun, die SP ist eine demokratische Partei – also hat sie aus einer Kandidatin und sechs Kandidaten ausgewählt. Am Ende setzte die Fraktion Jon Pult und Beat Jans aufs Ticket.

Der eigentlich valable Daniel Jositsch hatte sich bei der Ersatzwahl für Simonetta Sommaruga selber ins Abseits manövriert. Das muss er auf die eigene Kappe nehmen. Wichtig für die SP bleibt der im Wahlvolk sehr beliebte Ständerat dennoch. Jositsch ist Sozialdemokrat, er deckt politisch ein Spektrum ab, das Teil der Sozialdemokratie ist. So viel Breite muss sich eine Volkspartei schon zumuten. Ideologische Engführungen schaden in jedem Fall – siehe FDP.

Die SP-Fraktion macht dem Parlament mit Jans und Pult ein ausgewogenes Angebot. Jon Pult verkörpert die Zukunft, Beat Jans die politische Langzeiterfahrung. Pult mag die Exekutiverfahrung abgehen, die ging aber auch schon anderen ab, etwa Christoph Blocher. Der Bündner Pult politisiert erst eine Legislatur in Bern, aber der mehrsprachig gewandte Politiker kennt die Bedürfnisse der Randregionen, ist als Rätoromane Teil einer (meist) vernachlässigten Minderheitenkultur und repräsentiert die Perspektive einer jüngeren Generation. Beat Jans könnte eine breite politische Erfahrung einbringen. Jositsch hätte die momentan untervertretene urbane Perspektive aus dem Wirtschaftsmotor des Landes verkörpert, diese Rolle könnte nun auch der Stadtbasler Jans spielen.

Das Genöle der bürgerlichen Presse ist jedenfalls unangebracht. Die SP-Fraktion hat ihren Job souverän erledigt. Der Ball liegt jetzt beim Bundesparlament.