Syrien: Kein Ende der Gewalt

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Im drusisch geprägten Suweida im Südwesten Syriens sind Kämpfe zwischen sunnitischen Beduin:innen und Drus:innen ausgebrochen. Auslöser der Gewalt war ein Überfall an einer Schnellstrasse, dem Entführungen auf beiden Seiten folgten. Die Auseinandersetzungen eskalierten diese Woche Montag und Dienstag weiter. Die Regierung schickte Panzer und Streitkräfte in die Region, wo bislang meist Drus:innen die Sicherheitskräfte stellten. Mehr als 200 Menschen sollen seit Sonntag bei den Zusammenstössen ums Leben gekommen sein, darunter 93 Mitglieder der syrischen Streitkräfte.

Auf beiden Seiten beklagen Augenzeug:innen übermässige Gewalt, die sich auch gegen Zivilist:innen richte. Die Nachrichtenplattform «Suwayda24» berichtete von Verletzten auf den Strassen, von Exekutionen und Leichenhaufen sowie von Razzien und Drohungen durch das Militär. Videos in sozialen Netzwerken, die teils von Journalist:innen verifiziert wurden, zeigen Soldaten, die drusischen Männern den Schnauzbart abschneiden – eine Demütigung.

Die syrische Regierung spricht von einer «Anzahl von Gesetzlosen, die nach der ausgehandelten Waffenruhe die Armee und die Sicherheitskräfte erneut angriffen». Sie betonte, das Militär versuche, bei seinem Eingreifen Zivilist:innen zu schützen. In den Monaten zuvor hatte es Verhandlungen gegeben, um die lokalen drusischen Milizen in der Region zu entwaffnen. Viele weigerten sich jedoch, ihre Gewehre abzugeben – vor allem nach den Angriffen durch sunnitische Extremisten Ende April.

Derweil hat sich Israel in den Konflikt eingeschaltet und Stellungen des syrischen Verteidigungsministeriums, auch bei Damaskus, bombardiert. Erklärtes Ziel ist es, die Drus:innen zu verteidigen und eine Militarisierung Südsyriens zu verhindern. Kritiker:innen werfen Israel indes vor, Syrien spalten zu wollen. Die Drus:innen machen etwa drei Prozent der syrischen Bevölkerung aus, ihre Religion leitet sich aus dem schiitischen Islam ab. Ihr Verhältnis zu Israel ist ambivalent: Einige sehen Israel offenbar als Schutzmacht, andere fürchten eine Einmischung oder gar Besetzung.