Nous sommes en grève!

In Frankreich gehts wieder ab. Seit nun fast drei Wochen haben Arbeiter:innen in unterschiedlichen Ölraffinerien des Landes die Arbeit niedergelegt. Ihre Forderung: «Mehr Lohn!» Das ist grandios, finde ich. Denn wenn wir uns vor Augen führen, welche Milliardengewinne die Ölkonzerne schamlos auch in Krisenzeiten einstreichen, kann es nur eine Schlussfolgerung geben: Nous sommes en grève. Wir sind im Streik.

Solche Arbeitskämpfe haben ganz direkte Auswirkungen – und das Potenzial, den geregelten Alltag weitestgehend lahmzulegen. Wie im Fall der Raffinerien: Streiken die Arbeiter:innen, fehlt es der Wirtschaft an Elementarem – Diesel und Benzin. In der französischen Peripherie, wo die Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs nach Jahrzehnten neoliberaler Politik verlottert oder gar nicht existiert, sind die Menschen auf Sprit angewiesen, um etwa von zu Hause zur Arbeit und zurück zu kommen. So berichten französische Medien von Arbeiter:innen, die um vier Uhr morgens aufstehen, um nach Tankstellen zu suchen, die noch mit Benzin beliefert werden.

Demgegenüber heimste der französische Energiegigant Totalenergies, der wie auch Exxon Mobil zurzeit bestreikt wird, im ersten Halbjahr 2022 10,6 Milliarden Franken Gewinn ein. 10,6 Milliarden. Aber die Löhne an die aktuell steigenden Lebenshaltungskosten anzugleichen, kam dem Unternehmen nicht in den Sinn. Denn Teilen ist nicht ihr Ding. Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron fährt derweil weiter ihren neoliberalen Kurs und will mit der Rentenreform das Pensionsalter von 62 auf 65 Jahre anheben. Weniger Kaufkraft, höhere Kosten, Inflation – und dafür drei Jahre länger arbeiten? Ça ne marche pas!

Kein Wunder, weiten sich die Proteste aus. Am Sonntag demonstrierten in Paris Zehntausende gegen «das teure Leben und das Nichtstun in der Klimakrise». Für heute haben die Gewerkschaften zum Generalstreik aufgerufen – auch Angestellte im Bus- und Bahnverkehr haben sich angeschlossen.

Ich rufe: «Streik auf der Strasse, Streik in der Fabrik, das ist unsere Antwort auf eure Politik!» Denn es ist höchste Zeit für einen Richtungswechsel.

Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch.