Alles nur Bundesratswahl, oder was?

Eigentlich wollte ich zuerst auch noch etwas Besserwisserei zur Bundesratswahl betreiben. Natürlich, schwach von den Grünen, dass sie nicht antreten, allen berechtigten Wehklagen über ein Machtkartell zum Trotz. Schwach von der SP, dass sie aus Angst um ihre beiden Sitze keinen Angriff auf die SVP in Betracht zieht. Die SVP reitet rassistische Kampagnen, greift mit ihren Initiativen die Grundsätze des Rechtsstaats an, die Parteielite sympathisiert mit Autokraten oder verbietet in ihren Betrieben das Wort «Krieg». Gegen die SVP anzutreten, ist demokratische Pflicht.

Bloss dachte ich plötzlich: Warum nimmt die Bundesratswahl überhaupt so viel Platz ein? Zuerst hatten wir die nicht enden wollenden Hymnen auf eine verstorbene Königin. Dann folgten nicht weniger ausführliche Würdigungen eines abtretenden Tennisspielers. Und jetzt seit Wochen Bundesratswahl. Als ob es auf der Welt keine wichtigeren Themen gäbe.

Die Erklärung findet sich in der Medienökonomie. Sie tönt kompliziert, ist aber einfach: Fixkostendegression! Es kostet sehr viel, ein einzelnes Zeitungsexemplar zu produzieren. Vor allem braucht es dafür Personal. Doch die Grenzkosten, also die Kosten für die Produktion jedes zusätzlichen Zeitungsexemplars, fallen rasant. Erst recht, wenn es digital erscheint. Grössere Medienhäuser haben zusätzliche Vorteile, um ihre Marktmacht auszubauen. Sie profitieren vom Verbundcharakter und können ihre Artikel in Mantelteilen ausspielen. Wie jeder Markt neigt auch der Medienmarkt zum Monopol. Die starke Fixkostendegression verstärkt den Effekt. Die Folge: In der Schweiz gibt es nur noch vier grosse Medienkonzerne.

Die Monopolisierung hat nicht nur ökonomische Folgen. Sondern – und darauf weisen die geschätzten Kol­leg:in­nen vom «Jahrbuch Qualität der Medien Schweiz» in ihren Auswertungen immer wieder hin – eben auch inhaltliche: Wenn weniger Redaktionen mit immer weniger Personal am Start sind, dann ergeben sich automatisch die gleichen Themen: Queen, Federer, Maurer.

Der Ausweg ist völlig logisch: Kleine, unabhängige Medien abonnieren!

Fakten, Fakten, Fakten: Der Oberleguan rückt im «Zoo» auf woz.ch regelmässig die Dinge zurecht.