Drei Kilo Knete

Tja, Leute – da jubelt doch jedes clickbaitgierige Herz: Endlich gibts einen Korruptionsskandal, den selbst seriöse Medien nicht mit hässlichen, alten Männern bebildern müssen, denn diesmal ist «das Gesicht eines Skandals» («Süddeutsche») attraktiv, jung und weiblich. Es gehört Eva Kaili, der (Ex-)Vizepräsidentin des Europaparlaments, laut «Bild»-Zeitung «schön wie eine griechische Göttin».

Weil neben der Griechin Kaili auch noch mehrere Abgeordnete aus Italien als verdächtig inhaftiert wurden, wärmen sich jetzt viele an ihrem Vorurteil, dass halt in Südeuropa alles ein bisschen lascher laufe. Klar.

Die Glaubwürdigkeit des Europaparlaments sei erschüttert, findet man jetzt landauf, landab – als hätte es da noch was zu erschüttern gegeben. Spannend in diesem Zusammenhang ist ein Text des deutschen Abgeordneten Nico Semsrott (früher «Die Partei», heute parteilos). Er listet die zahllosen Möglichkeiten auf, wie sich Mitglieder des Europaparlaments bereichern können. Jackpot!

Die aktuellen Vorkommnisse sind offenbar bloss die Spitze des Eisbergs dessen, was sonst noch so in der EU passiert, und damit sind die Machenschaften von Victor Orban noch gar nicht gemeint. Der sitzt jetzt in seiner Budapester Burg und lacht sich einen Schranz, weil die EU ausgerechnet ihm wegen aller möglichen Verfehlungen die Fördermilliarden sperren will.

Die Schweiz lass ich in der Aufzählung mal ganz weg – hier konnte man ja Bestechungsgelder noch bis 2016 von den Steuern abziehen.

Zurück zur schönen Griechin: Wenn es wirklich stimmt, dass in ihrer Wohnung 600’000 Euro Bargeld in Plastiksäcken herumlagen, die sie in Katar in die Hand gedrückt bekommen hatte, frage ich mich, ob die Frau wirklich so intelligent ist, wie behauptet wird.

Wie ging das denn am Flughafen? Werden Europaabgeordnete nicht durchleuchtet?

Die grösste europäische Banknote hat einen Wert von 200 Euro und wiegt 1,07 Gramm, also muss sich Eva doch mit mindestens 3000 Scheinen abgeschleppt haben. Aber gut, das sind bloss ein bisschen mehr als drei Kilo. Das geht.

Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch.