Inkompetenz und Bosheit: Ein toxisches Gebräu

Verknorzte Sprachbilder sind ja nicht so mein Ding, aber heute brauch ich das: In diversen Gerüchteküchen brodeln derzeit vergiftete Süppchen, für die hauptamtlich behördliche Köch:innen verantwortlich sind. Und je nach politischer Ausrichtung lachen sich manche einen Schranz, während andere derart viel Inkompetenz und/oder Boshaftigkeit kaum fassen können.

Aber von vorn: In Seegräben ZH wurde einem «allein lebenden Familienvater» die gemeindeeigene 5,5-Zimmer-Wohnung gekündigt, weil diese jetzt für Geflüchtete gebraucht werde. Und im aargauischen Windisch sollen es gar 49 Wohneinheiten sein, aus denen jetzt wegen Asylsuchenden Menschen mit tiefen Einkommen vertrieben werden sollen. Ein Aufschrei hallte durchs Land.

Dahinter soll die Forderung des jeweiligen Kantons an die Gemeinden stehen, eine bestimmte Quote an Geflüchteten aufzunehmen. In Seegräben stellte sich inzwischen heraus, dass sich die Gemeinde verzählt hat und die Wohnung (noch) gar nicht braucht. Doch die Kündigung bleibt wirksam, weil man in 5,5 Zimmern doch mehr als eine Person unterbringen könne. Und ausnahmsweise bin da sogar ich mal mit einer Behörde komplett einig: Im ganzen Land herrscht Wohnungsnot, und dort haust ein «allein lebender Familienvater» in 5,5 Zimmern? Was braucht der Mann? Ein Schlaf-, Wohn-, Lese-, Musikhör- und Musikmachzimmer?

Im Aargau hat sich noch niemand zu einem Rechenfehler bekannt. Die Kündigungen seien vom Kanton über die Gemeinde hinweg ausgesprochen worden. Doch inzwischen hat sich die Eigentümerin der «49 Wohneinheiten», eine Schwyzer Immobilienfirma, gemeldet und klargestellt, dass es «nur» 32 Wohneinheiten seien – mit 49 Bewohner:innen. Und dass gar nicht wegen Asylsuchenden, sondern wegen einer geplanten Totalsanierung gekündigt worden sei, da die «bestehende Liegenschaft ihren baulichen Lebenszyklus erreicht» habe. Business as usual.

Ganz vorne dabei mit beissender Kritik ist die SVP, obwohl die zuständige Kantonalbehörde und das Gemeindepräsidium in SVP-Hand sind. Besonders originell ist wieder mal die Forderung der Frau Vizeammann und Asozialvorsteherin Martina Bircher. Die wünscht sich wenig überraschend, dass die Schweiz ihre Asylverfahren nach Afrika auslagert, zum Beispiel nach Ruanda.

Auf die Idee, die ganze Angelegenheit werde aus irgendeiner sehr dunklen Ecke heraus fürs Wahljahr wohlorchestriert, bin übrigens nicht nur ich gekommen.

Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch.