Der Reichtum der Pandas

«Früher dachte ich, die relevante Frage sei, ob wir eine Monarchie haben sollten oder nicht. Heute scheint mir die Frage interessanter, ob wir Pandas halten sollten oder nicht. Die königliche Familie hat keinerlei Probleme bei der Fortpflanzung wie die Pandas. Aber Pandas und Royals sind gleichermassen teuer in der Betreuung und völlig ungeeignet für eine moderne Umgebung.»

Leider ist die britische Schriftstellerin Hilary Mantel letztes Jahr verstorben. Wir müssen uns also selber ausmalen, mit welchen Vergleichen sie das staatlich finanzierte Krönungstheater um Charles immerhin satirisch geniessbar gemacht hätte.

Keine Satire, aber eine weitreichende Finanzrecherche zum Spektakel lieferte der «Guardian». Die britische Zeitung hat detailliert untersucht, woher der Reichtum der teuren Königsfamilie kommt – und wie er seit der Krönung von Charles’ Mutter Elizabeth gewachsen ist.

Allein das Privatvermögen des neuen Königs beläuft sich auf grösstenteils geerbte rund 1,8 Milliarden Pfund (umgerechnet knapp 2 Milliarden Franken). Bloss wurde dieses Privatvermögen natürlich nicht privat erwirtschaftet, sondern es erwächst aus der öffentlichen Rolle der Königsfamilie. Charles gibt sich gern als Umweltschützer und grüner Landwirtschaftspionier.

Die «Guardian»-Recherchen zeigen nun, dass weniger die einheimischen Bioäpfel, sondern die Investments in Offshore-Steueroasen zum stetig wachsenden Reichtum beitragen. Der historische Teil der Untersuchung wiederum legt offen, dass die Monarchie drei Jahrhunderte lang von der Sklaverei profitiert hat, direkte Vorfahren von Charles besassen eine Sklavenplantage in Virginia.

Bis heute spülen die übers Land verstreuten Herzogtümer schwindelerregende Nebeneinnahmen in die royalen Kassen. Diese Einkünfte beruhen auf Steuerbefreiungen und uralten, obskuren Lehensverträgen, die offenbar ständig weiter optimiert werden können. Während sich diese Einnahmen der Königsfamilie in den siebzig Jahren unter Queen Elizabeth versechzehnfacht haben, stiegen die Einkünfte für die Normalsterblichen nur um das Vierfache.

Überhaupt ist das hocheffiziente royale Finanzmanagement vor allem eines: undurchsichtig. Auch Testamente müssen nicht zwingend offengelegt werden; und als Charles die Steuerabgaben, die er zu leisten hatte, nach der Heirat mit Diana zu hoch erschienen, liess er sie einfach halbieren, weil er jetzt ja mehr Ausgaben habe.

Abdanken wäre definitiv günstiger. Man müsste bloss Ideen entwickeln, was man dann mit all den arbeitslosen und talentfreien Royals anstellen könnte.

Fakten, Fakten, Fakten: Der Oberleguan rückt die Dinge zurecht.