Literatur: Rausch und Randale

Nr. 17 –

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Buchcover von «Wenn wir lächeln»
Mascha Unterlehberg: «Wenn wir lächeln». Roman. Dumont Verlag. Köln 2025. 246 Seiten.

Wenn Jana und Anto ausgehen, mit Lipgloss, in Kunstlederröcken und mit Schlagringen an den Händen, dann wissen sie: Sie sind die Schönsten der Stadt. Sie wissen auch, wie sie sich alle Drinks zahlen lassen können, obschon sie noch nicht volljährig sind. Dann «glitzert alles, und alles ist endlos». Jana und Anto nutzen den Sexismus zu ihren Gunsten und erlangen so Kontrolle – bis sie ihnen entgleitet und es zu einer Katastrophe kommt. Die beiden haben sich versprochen: «Hoes before Bros» gilt immer.

In Mascha Unterlehbergs Debütroman «Wenn wir lächeln» ist die patriarchale Gewalt in Form von Blicken, Kommentaren und Händen überall. Die Erzählerin Jana und ihre beste Freundin Anto beschliessen, sich dagegen zu wehren. Oder: Anto entscheidet das. Anto macht sich keine Gedanken, was andere denken, Anto geht gerne an Grenzen. Anto weiss auch, wie man klaut, obwohl sie in einer Villa mit Marmorlavabos wohnt. Jana hingegen hat ständig Horrorszenarien im Kopf.

Mascha Unterlehberg erzählt von zwei Mädchen, die in einer gewaltvollen Umgebung klarkommen wollen und selbst gewalttätig werden. All die aufregenden Teeniefreiheiten liegen dicht neben Abgründen. «Mein Leben ist ein Film, und ich spiele die Hauptrolle, ich werde immer besser und sehe mir dabei zu» – das klingt schön, doch bedeutet auch, dass Jana den ständigen Blick von aussen verinnerlicht hat. Zwischendurch schimmern Momente der Queerness: «Wenn sie mich im Laufen an der Schulter streift, zieht es hoch bis zu meiner Kopfhaut.» Doch die Härte der Welt dringt auch in die Freundschaft ein.

«Wenn wir lächeln» ist ein rauschhafter Coming-of-Age-Roman, der einen nicht mehr loslässt. Er erzählt, wie das Schöne kippt, beschreibt Gewalt ebenso eindringlich wie das Gefühl von Freiheit: «Draussen ist Sommer, und Anto wartet irgendwo auf mich, und ich muss nichts essen, nie, ich lebe von Cola und Zigaretten und nur manchmal spätabends Döner oder Pommes, die wir uns teilen, Ketchup auf Antos Hälfte und Mayonnaise auf meiner.»