Wichtig zu wissen: Tiefwasser

Nr. 38 –

Ruedi Widmer über neue Seen, Gesehenes und Geschehenes

Wenn es in Zukunft überall so viel Wasser wie in Österreich gibt, sollten wir uns nicht nur auf das Hochwasser konzentrieren, sondern auch auf das Tiefwasser. Die Tiefwasserförderung steckt aber immer noch in den Kinderschuhen, also der Bau weiterer Vertiefungen, die diese Überschwemmungen verhindern können.

So könnten drei bis vier kreisrunde Grossseen im Schweizer Mittelland ausgehoben werden, etwa ein vierter See im Raum Fribourg / Berner Seeland (Bernsee), im Kanton Aargau und im Luzerner Seetal (Aargauersee, Sempachersee-See); denkbar wäre auch die Tieferlegung des Bodensees um 300 Meter oder auch weiterer Seen. Der Zürichsee könnte durch Abbau des Pfannenstiels gegen Norden erweitert werden und mit dem Greifensee zu einem Riesensee zusammengeschlossen werden («Zürichsee Plus»). Die Bewohner:innen der Goldküste können in anderen Gebieten neu angesiedelt werden. Die Pläne liegen zur Begutachtung in der Bundeskanzlei auf.

Am besten werden diese neuen Seen in der Nähe bestehender Seen gebaut, denn dort ist die Akzeptanz in der Regel grösser als in seelosen Gebieten. Der Kritik, man verliere damit Kulturland, kann entgegengehalten werden, dass solche Seen Arbeitsplätze in Schifffahrt, Ausbaggerung und Möwenfütterei schaffen, zudem können Weinschiffe eingerichtet werden, um Sommelierarbeitsplätze zu schaffen. Seegegner:innen berufen sich auf den Umstand, dass dieses zusätzliche Seewasser nirgendwo endgelagert werden könne als in den Seen selber. Damit bleiben diese Seen aber Hunderttausende von Jahren gefährlich, weil Menschen hineinfallen oder beim Schwimmen ertrinken könnten. Wieder andere verlangen, dass diese Seen nicht näher als tausend Meter an Siedlungen liegen dürfen.

Die politische Akzeptanz für neue Seen ist also nicht unbedingt gegeben. Dazu kommt, dass derzeit im Zürichsee die invasive Quaggamuschel auftaucht, die die Trinkwasserversorgung der Region gefährdet. Gerade die Stadt Zürich ist auf Wasser aus dem See angewiesen, um zu verhindern, dass ihre Bewohner:innen austrocknen und verwüsten (Europaallee). Denkbar wäre der mittelfristige Ersatz der Zürcherinnen und Zürcher durch wasserspeichernde Kakteen im Rahmen des sogenannten Bevölkerungsaustauschs.

Donald John Trump («Covfefe», «Haitianer essen Haustiere») wurde am Montag durch viel Glück wieder zum akzeptablen Präsidentschaftskandidaten schönverfehlt. Wegen eines versuchten Attentats im Bereich seines Golfplatzes («Golfkrieg») werden ihm laut Politbeobachter:innen wieder die Herzen und Stimmen zufliegen. Aber werden Politiker:innen nicht eher gewählt, weil sie Politik machen, nicht, weil auf sie geschossen wird? Auf jeden Fall haben die Republikaner:innen das Aufmerksamkeitsmomentum im Wahlkampf zurückerobert, und die Demokraten können dieses nur noch rückgängig machen, indem sie ihre Kandidatin Kamala «Brat» Harris durch Michelle «Vogue» Obama ersetzen. Damit wären wieder zwei, vielleicht drei Wochen Schlagzeilen gesichert (nach dem spektakulären Austausch von Joe «Zeitlupe» Biden). Eine wunderbare, brüderliche Steilvorlage für die Republikaner:innen, die darauf ihren langweilenden Vizekandidaten oder, wie man seit diesem Jahr sagt, «running mate» John Donald Vance («Weltwoche») zurückziehen können, ohne ihr Gesicht zu verlieren (Putin).

Vielleicht übertreibe ich auch. Jedes Trump-Attentat stumpft die Öffentlichkeit weiter ab, die Medien berichten kaum noch darüber; so wie wir es leider auch von den Schulmassakern kennen. Einzig die Demokrat:innen werden wieder Waffenverbote fordern. Und Trumps nichtnordkoreanischer Rocket Man Musk kann seine Wirrungen («Und niemand erschiesst Biden/Harris») auf X hochladen und wieder löschen, ohne mit dem Tod bedroht zu werden wie Sanija Ameti.

Ruedi Widmer ist Cartoonist in Winterthur.