SRF-«Arena»: Erstklassige politische Bildung
Letzten Freitag meldete sich auf SRF die «Arena» aus der Sommerpause zurück. In der – per Selbstdefinition – «innenpolitischen Diskussionsplattform der Schweiz» wurde das Thema «Harris oder Trump: Wer ist besser für uns alle?» verhandelt.
Mit Moderator Sandro Brotz diskutierten Claudia Franziska Brühwiler (Professorin für amerikanische Kultur, HSG), Sibel Arslan (Vizepräsidentin Aussenpolitische Kommission des Nationalrats), Rahul Sahgal (CEO Schweizerisch-Amerikanische Handelskammer) und Markus Somm (Chefredaktor «Nebelspalter»). Und sie taten es so, als sei die US-Wahl ein Ereignis, an dem sich die Schweizer Bevölkerung aktiv beteiligen könne, weshalb sie jetzt dringend eine Entscheidungshilfe benötige.
Am Anfang standen sich zwar zwei Thesen gegenüber: «Donald Trump ist besser für die Schweiz und den gesamten Westen» (Markus Somm) versus «Die USA hat die Wahl zwischen einem verurteilten Rechtspopulisten und einer engagierten Demokratin» (Sibel Arslan). Doch danach war der «verurteilte Rechtspopulist» und die notwendige Frage, wer Donald Trump eigentlich ist und welche Ungeheuerlichkeit seine Kandidatur für eine Demokratie bedeutet, schon wieder vom Tisch. Es ging nur noch darum, was die Schweizer Wirtschaft von den Kandidat:innen zu erwarten habe.
Man redete über Trump, als sei er ein Republikaner, wie es schon viele gab, und nicht der Mann, der als abgewählter Präsident einen Putsch gegen das Parlament anfeuerte und über den es einmal in der NZZ hiess, er sei «kaum in der Lage, über das Frühstück hinaus bis zum Mittagessen zu denken».
Nun weiss ja, wer Markus Somm jemals diskutieren hörte, dass ihm die Fähigkeit eignet, jeden und jede an die Wand zu quasseln, was ihn in den Augen von SRF-Verantwortlichen offenbar dafür qualifiziert, immer wieder eingeladen zu werden.
Seine Meinung darf Somm ja haben, doch es blieb unklar, ob es der Höflichkeit oder einem verdrehten Ausgewogenheitsverständnis geschuldet war, dass ihm ausser Sibel Arslan kaum jemand widersprach, und auch sie geriet beim Versuch, dem schwadronierenden Selbstdarsteller etwas entgegenzusetzen, an ihre Grenzen.
Eine Diskussion über die US-Wahlen? Gerne! Wenn sie denn eine vertiefte Sicht über das vermittelt, was sich in der grössten westlichen Demokratie gerade abspielt. Voraussetzung dafür wären Gesprächsteilnehmer:innen und ein Moderator, die einander zuhören, aber eben auch widersprechen, wo es not tut.