Österreich: Angriff auf das antifaschistische Gedenken

Nr. 32 –

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Am Peršmanhof in Südkärnten verübte kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges ein Polizeiregiment der SS ein Massaker, dem elf Zivilist:innen – allesamt Angehörige der slowenischen Volksgruppe – zum Opfer fielen. Heute ist der Hof ein Museum sowie eine Gedenkstätte zur Geschichte und zum Widerstand der verfolgten Minderheit. Im Juli fand dort ein Antifa-Bildungscamp statt, das vom Klub slowenischer Studentinnen und Studenten in Wien (KSŠŠD) zusammen mit dem Museum Peršman organisiert wurde.

Um einen Polizeieinsatz am ehemaligen Bergbauernhof zu rechtfertigen, müssten also gewichtige Gründe vorliegen. Doch nahm die Polizei am letzten Julisonntag einfache Übertretungen im Bereich des Naturschutzes zum Vorwand, um mit Sondereinsatzkommando, Hundestaffel und Hubschrauber anzurücken. Auch einen Verstoss «gegen die guten Sitten» lastete sie dem Camp aufgrund von Bannersprüchen und einer Palästinaflagge an. Was an einer Gedenkstätte für antifaschistischen Widerstand sittenwidrig sei, bestimmten immer noch die Antifaschist:innen, konterten diese.

In der slowenischen Minderheit ruft der überdimensionierte Polizeieinsatz an der Gedenkstätte Entsetzen hervor. Dieser habe sie im Innersten ihrer Seele und ihres Herzens getroffen, sagt Bernard Sadovnik, Obmann der Gemeinschaft der Kärntner Slowen:innen und selbst Nachfahre der auf dem Hof ermordeten Familie gegenüber dem ORF. Unter der NS-Herrschaft wurden Kärntner Slowen:innen verfolgt und in Konzentrationslager verschleppt, was viele in den Widerstand trieb. Die Geschichte der Diskriminierung reicht bis in die Kaiserzeit zurück.

Verbände, Vereine und Initiativen im Umfeld der slowenischen Minderheit und der österreichischen Gedenkkultur sowie das slowenische Aussenministerium fordern die lückenlose Aufklärung des Vorfalls. Während die Polizei mauert, wurden in Wien und der kärntnerischen Landeshauptstadt Klagenfurt Kundgebungen in Solidarität mit dem Peršmanhof veranstaltet.