80. Jahrestag der Befreiung Italiens: Die Wahrheit erzählen
Am 25. April wird in Italien des bewaffneten Aufstands gegen den Faschismus gedacht. Im Piemont waren auch Mitglieder der protestantischen Waldenser:innen beteiligt.

Heute ist das piemontische Grenzgebiet zwischen Italien und Frankreich vor allem bei Wander:innen beliebt. Vor über achtzig Jahren, während des Zweiten Weltkriegs, versteckten sich hier Partisan:innen. Aus den Alpentälern Val Chisone, Valle Germanasca und Val Pellice stammen viele Kämpfer:innen, die von 1943 bis 1945 den italienischen Faschisten und der deutschen Wehrmacht die Stirn boten.
Viele Waldenser:innen, Angehörige einer protestantischen Minderheit im katholisch geprägten Italien, waren im 16. Jahrhundert in die schwer zugänglichen Täler des Piemonts gezogen, wo sie Schutz vor Verfolgung suchten. Im Städtchen Torre Pellice mit seinen rund 4500 Einwohner:innen leben noch immer zahlreiche Angehörige der Religionsgemeinschaft. Mit rund 1200 Mitgliedern findet sich dort eine der grössten waldensischen Gemeinden Italiens.
Die Partisan:innen im Zweiten Weltkrieg bestanden aus drei Hauptgruppen: Die Garibaldini, überwiegend Arbeiter:innen, standen der Kommunistischen Partei nahe; eine zweite Gruppe bildeten Autonome, die die Monarchie wiederherstellen wollten; in der eher studentisch geprägten Gruppe Giustizia e Libertà (Gerechtigkeit und Freiheit) schliesslich waren auch viele Waldenser:innen aktiv.
Giulio Giordano (99), Partisan
Einer der ehemaligen waldensischen Aktivist:innen von Giustizia e Libertà ist Giulio Giordano. Als wir ihn im vergangenen Sommer in Torre Pellice treffen, trägt er selbst bei grösster Hitze Hosen mit Bundfalten und Hemd. Giulietto nennen sie den freundlichen Senior im Städtchen. Allein das grüne Tuch, das er um seinen Hals trägt, verrät, dass die Biografie des bald Hundertjährigen auch von Krieg, Kampf und Gewalt geprägt ist. Auf dem Abzeichen am Tuch steht «Giustizia e Libertà».
Sein Engagement im Widerstand, das für Unbeteiligte nach viel Mut klingt, hält Giordano für eine natürliche Folge seiner Erziehung: «Mit der Familie, die ich hatte, konnte ich nur Partisan werden.» Seine Eltern gehörten zu den wenigen in Torre Pellice, die damals nicht der faschistischen Partei angehörten. «Mein Vater sagte immer: ‹Erzähl niemandem, was wir zu Hause reden.›»

Giulio Giordano lebt allein in seiner Wohnung. Nachbar:innen schauen gelegentlich nach ihm. Bis zu seiner Pensionierung vor bald vierzig Jahren arbeitete er unter anderem als Inspektor der Kanzleien und Sekretariate des Justizministeriums. Seit Jahren ist er Vorsitzender der Sektion Torre Pellice der Associazione Nazionale Partigiani d’Italia (ANPI), der Nationalen Vereinigung der Partisan:innen Italiens. Die ANPI wurde 1944 in Rom von Mitgliedern der Resistenza, der italienischen Widerstandsbewegung, gegründet. 2006 hat sie sich auch für Antifaschist:innen geöffnet, die nicht in der Resistenza gekämpft hatten, seit einiger Zeit wächst die Zahl der Mitglieder wieder an. «Wir müssen die Wahrheit erzählen», sagt Giordano. «Und die ist, dass die Italiener Faschisten waren – und wir heute keine klare antifaschistische Position mehr haben in diesem Land.»
Im Frühjahr 1943 hatten die Faschisten keine Rekrutierungsbefugnis mehr und durften Giordano daher nicht einberufen. So war der damals Siebzehnjährige frei, um im Widerstand zu kämpfen. In den Hügeln und Tälern des Piemonts formierten sich mehrere Widerstandsgruppen. Giordano schloss sich Giustizia e Libertà an. Das Gebiet, in dem die Gruppe im Val Pellice operierte, umfasste knapp 300 Quadratkilometer, in einem Stall oben im Gebirge lagerten sie Waffen. «Sicher haben wir auch getötet», sagt Giordano. «Wir befanden uns in einem Bürgerkrieg.»
Ein wichtiges Mittel im antifaschistischen Kampf war die im Juni 1944 gegründete Untergrundzeitung «Il Pioniere». Die Idee dazu entstand in der Gruppe Giustizia e Libertà. Giordano war als Redaktor und Setzer beteiligt. Auf vergilbten Kopien lassen sich bis heute Informationen zur damaligen Weltlage und zu Entwicklungen vor Ort nachlesen. Gedruckt wurde klammheimlich. Elf Mal durchsuchten die Faschisten die Druckerei – ohne etwas zu finden.
Treffpunkt von Giustizia e Libertà war das Collegio valdese, das Schulhaus der Waldenser:innen in Torre Pellice. Chefs der Gruppe waren der Pfarrer Francesco Lo Bue und der Lehrer Jacopo Lombardini. Letzterer wurde 1944 von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Mauthausen in Österreich ermordet.
Waldenser:innen
Die Ende des 12. Jahrhunderts von Petrus Valdes in Frankreich gegründete Gemeinschaft wurde im Mittelalter von der katholischen Kirche ausgeschlossen und durch die Inquisition verfolgt. Trotzdem breitete sich die Armut predigende Bewegung in Europa aus und beeinflusste in der Reformation die evangelischen Kirchen. Im Piemont kam es Ende des 17. Jahrhunderts erneut zu Vertreibungen. Heute hat die Kirche rund 100 000 Mitglieder, die Hälfte davon in Italien, wo diese seit 1979 mit den Methodist:innen die Chiesa Evangelica Valdese bilden.
Die kleine Kirche oberhalb der Stadtgrenze von Torre Pellice ist Zeugin einer Geschichte, die während Jahrhunderten vom Ringen um Freiheit geprägt war. Bis 1848, unter der Herrschaft Savoyens, durften sich die Waldenser:innen nur in einem vorgeschriebenen Bereich ausserhalb der Stadt aufhalten. Der Tempio nuovo, die grosse, 1852 eingeweihte Kirche, steht mitten in der Stadt. Zusammen mit den angrenzenden Gebäuden bildet er heute das Zentrum der Chiesa Evangelica Valdese. Hier steht auch die Casa valdese, in der jährlich die Synode mit Waldenser:innen aus ganz Italien tagt.
Die waldensische Prägung des Val Pellice sei womöglich mit ein Grund, weshalb gerade hier so viele Menschen gegen die Faschisten gekämpft hätten, vermutet Giordano. Als Mitglieder einer einst verfolgten Religionsgemeinschaft hätten sie vielleicht sensibler auf Unfreiheit reagiert. Giordano aber bestreitet, dass der Widerstand eine «resistenza valdese» gewesen sei: «Es war Widerstand verschiedenster Leute im Tal, in dem die Mehrheit Waldenser sind», betont der Partisan. Dann entschuldigt er sich und greift zum Telefon, um für sich und seine Freund:innen einen Tisch zum Essen zu reservieren.

Maria Airaudo (100), Kurierin
Bereits im vergangenen Oktober feierte Maria Airaudo ihren 100. Geburtstag. Mit ihrer 96-jährigen Schwester lebt sie in einer Wohnung in Luserna San Giovanni, einem Nachbarort von Torre Pellice. Hin und wieder schaut die Nichte aus Turin nach ihnen.
Für eine eigene Familie habe sie sich nicht entscheiden können, sagt Airaudo. «Ich wollte niemals ein Kind in den Krieg schicken müssen.» Der Krieg treibt ihr noch immer Tränen in die Augen: «Ich glaube, er ist das Fürchterlichste, was Menschen tun können.»
Als Zweitgeborene von sechs Kindern in einer armen Familie aufgewachsen, begann sie mit dreizehn in der Textilfirma Mazzoni zu arbeiten: «Ich hatte acht Webstühle zu betreuen und bekam einen Akkordlohn.» Die italienischen Faschisten hielten die Firma an, Kleidung fürs Militär anzufertigen. Airaudo aber schloss sich Arbeitskolleg:innen an und streikte gegen den Krieg. Nicht nur ihr Vater kritisierte sie dafür. «Du tust alles, damit sie dich töten», habe er sie gewarnt.

Gleichgesinnte fand Airaudo bei den Garibaldini. Als «staffetta» brachte sie mit dem Velo Waffen und Informationen von einer Widerstandsgruppe zur anderen. «Zu meinem Schutz kannte ich den Inhalt der Dokumente nicht.»
Am 26. März 1945, das Datum hat sich fest in ihr Gedächtnis eingebrannt, wurde sie erwischt und an die Wand gestellt. Ihre Häscher schossen, die junge Frau fiel zu Boden. Doch sie blieb am Leben. Ein Splitterstück eines Projektils steckt bis heute in ihrer Lunge und verursacht hin und wieder Schmerzen.
«Es ist wichtig, jungen Menschen die Idee des Friedens nahezubringen», sagt sie. Jahrelang besuchte Airaudo Schulen und berichtete von ihren Erlebnissen im Krieg. Für sie sei ihr Engagement keine politische Frage, sondern eine der Humanität. «Die Jungen müssen wissen, was Krieg ist.» Dann weint sie wieder. «Ich habe versucht zu vergessen. Aber es ist unmöglich.»
Michelina Cesan (95), Kurierin
Michelina Cesan empfängt uns bei sich zu Hause. Ihre sorgfältig aufgeräumte Wohnung verströmt eine wohltuende Ruhe. Es ist Abend, allmählich kühlt die Luft etwas ab.
Zur Welt kam Cesan 1930 in Torre Pellice. «Ich war vierzehn, als ich begann, den Partisanen zu helfen», erzählt sie. Gleich neben ihrem Elternhaus befand sich eine versteckte Funkstation. Mithilfe der Alliierten hörten zwei Ingenieure und ein Telegrafist die Nachrichten ab. Hinter ihrem Haus wiederum wohnte jemand, der Beziehungen zum Chef einer Partisan:innengruppe hatte.
Cesans Eltern waren mit vielen Partisan:innen befreundet, versteckten sie oder boten ihnen Unterschlupf – was besonders heikel war, da in einem weiteren Nachbarhaus die Wehrmacht eine Kommandozentrale eingerichtet hatte. Die Eltern hätten sie mit in den Widerstand gezogen, erzählt Cesan. Wie viele Mädchen und Frauen fungierte sie als Nachrichtenkurierin. «Als Kurierin war ich immer mit dem Velo unterwegs. Vor der Kommandozentrale der Deutschen habe ich jeweils besonders aufgepasst.»

Das Kommunikationssystem im Widerstand war höchst ausgeklügelt. Jeden Abend traf Cesan im vier Kilometer entfernten Luserna den Ingenieur Savonuzzi zum Informationsaustausch. Dieser übergab ihr Nachrichten aus Turin. «Ich hatte eine gute Ausrede für die tägliche Tour – meine Grosseltern lebten in Luserna.»
«Jung und naiv» sei sie gewesen, als sie als Kurierin ihr Leben riskierte, sagt Cesan, die nach dem Krieg viele Jahre als Klavierlehrerin tätig war. «Aber damals konnte man nicht machen, was man wollte – sondern nur, was man musste.» Selbst Waldenserin, kann sie sich vorstellen, dass das traditionelle Freiheitsbewusstsein in dieser Religionsgemeinschaft dem antifaschistischen Kampf zugutekam. «Doch», betont sie, «Katholikinnen, Juden, Studentinnen, Arbeiter – es waren alle dabei.»

Monica Barotto (32)
Acht Jahrzehnte nach der Befreiung Italiens geht der antifaschistische Kampf wieder von vorne los. Monica Barotto gehört einer jüngeren Generation an und will – anders als viele Altersgenoss:innen in Italien, die ihre Einstellung zwar teilen, selbst aber passiv bleiben – handeln und etwas verändern. Seit 2016 ist die 32-Jährige Vizepräsidentin der Sektion Torre Pellice der ANPI. Sie steht Giulio Giordano zur Seite, hilft beim Organisieren von Veranstaltungen und betreut die Social-Media-Kanäle der Organisation.
Was es hiess, unter dem Faschismus zu leben, erfuhr sie zunächst aus Erzählungen in ihrer Familie. Ihr Urgrossvater, der in der Lebensmittelindustrie arbeitete, wurde von den Faschisten ins Gefängnis geworfen, weil er hungernde Bekannte mit Fleisch versorgt hatte. Später machte sie eine Lehrerin mit dem Thema vertraut und lehrte sie das berühmte Partisan:innenlied «Bella ciao».

Inzwischen ist Monica Barotto selbst als Pädagogin tätig. Dabei bemüht sie sich, die Kinder schon im Vorschulalter mit altersgerechten Geschichten für Themen wie Ausgrenzung zu sensibilisieren. Das sei umso wichtiger, als die dunklen Seiten der italienischen Geschichte in der italienischen Volksschule nicht angemessen behandelt würden: Man unterlasse es, Parallelen zwischen dem historischen Faschismus und Entwicklungen in der heutigen Zeit zu ziehen. «So bleibt es beim Thema Faschismus weitgehend bei einem ‹Das war einmal›.» Die Kinder versucht sie auf spielerische Art zu sensibilisieren: «Wir malen zum Beispiel den ‹papavero› aus, die typische Blume des Widerstands» – weil der rote Mohn überall wachsen kann, gilt er als Symbol der Widerstandsbewegung.
Was für eine Rolle spielt dabei ihre waldensische Zugehörigkeit? Barotto teilt die Werte ihrer Kirche. «Sie unterstützt mich ideell und ist eine Kraft für mich.» Die Solidarität mit Migrant:innen bejaht sie ebenso wie gleichgeschlechtliche Beziehungen. «Als Waldenserin weiss ich, was es bedeutet, wenn Menschen wegen ihrer Religion oder ihrer ethischen Haltung einfach ausgelöscht werden sollen.»
Auch für Michel Charbonnier, den Pfarrer der Waldensergemeinde von Torre Pellice, ist es kein Zufall, dass in dieser Gegend der antifaschistische Widerstand so stark war: Bereits die wegen ihres Glaubens verfolgten Waldenser:innen im 16. Jahrhundert mussten sich gegen eine Übermacht behaupten. Giulio Giordano jedoch, der alte Partisan, hält seit 1943 Distanz zu seiner Kirche. Er wirft ihr vor, sich nicht klar genug gegen den Faschismus gewandt zu haben. «In den achtzehn Monaten des Widerstands ist ausser Pastor Lo Bue kein Geistlicher in mein Haus gekommen. Sie hatten alle Angst», sagt er. Davide Rosso, Direktor der Waldensischen Stiftung von Torre Pellice, relativiert: Damals seien Pfarrer direkt aus der Versammlung in die Berge gegangen, um an der Seite der Partisan:innen zu kämpfen: «Die Resistenza war kein Kampf der Kirche als Institution, wohl aber ihrer Mitglieder.»
Wie erinnert man sich im Val Pellice heute an jene Jahre? Am 25. April, dem Jahrestag der Befreiung, wird zu Ehren von Giordano, Airaudo, Cesan und überlebenden Partisan:innen aus ganz Italien in der ANPI-Zentrale in Turin ein Konzert veranstaltet. Auch in Torre Pellice wird gefeiert. Monica Barotto hat die Festivitäten mitorganisiert. Für die junge Lehrerin ist die italienische Politik jedoch in einer denkbar schlechten Verfassung (vgl. «Zwischen Revisionismus und Antifaschismus»).
Das von Staatspräsident Sergio Mattarella unterzeichnete neue Sicherheitsgesetz, das unter anderem die Strafen für die Teilnahme an Demonstrationen und Protesten verschärft, sei ein schwerer Schlag, sagt sie am Telefon: «Wir dachten, Mattarella, der in den letzten Jahren stets grossen Wert auf die Achtung und den Schutz demokratischer Prinzipien legte, würde das ablehnen.»
Der Gesetzesentwurf jedoch, mit dem Mitglieder der Regierung unter Giorgia Meloni die Mittel für die Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Befreiung Italiens einschränken wollten, sei glücklicherweise nicht verabschiedet worden. «So können wir den Jahrestag problemlos feiern.»
Eine erste Version dieses Textes erschien 2024 in der Septemberausgabe der evangelisch-reformierten Zeitschrift «reformiert.».
Geschichtspolitik: Zwischen Revisionismus und Antifaschismus
Auch nach achtzig Jahren bleibt der Tag der Befreiung (Anniversario della Liberazione) in Italien umkämpft. Für die politischen Erb:innen des historischen Faschismus bedeutet der 25. April 1945 die militärische Niederlage und eine nationale Demütigung. Aber auch bis weit in die demokratische Mitte hinein gilt der antifaschistische Feiertag vielen als lästiges Überbleibsel einer abgeschlossenen Vergangenheit. Seit dem italienischen Historiker:innenstreit der siebziger Jahre ist die Ansicht verbreitet, Benito Mussolini habe «auch Gutes» bewirkt, und seine Diktatur sei eher «väterlich» als brutal gewesen. Urheber dieses – wissenschaftlich unzählige Male widerlegten – Geschichtsrevisionismus war der liberale Historiker Renzo De Felice (1929–1996). Während er die Verbrechen des Faschismus verharmloste, schmälerte er zugleich die Leistungen der Resistenza. Sein erklärtes Ziel war es, «das vereinfachte Schema von Faschismus/Antifaschismus» zu überwinden.
Diese Gleichmacherei ist ganz im Sinne von Lega-Chef Matteo Salvini. 2019, in seiner Zeit als Innenminister, verglich er den Streit um den Tag der Befreiung mit einem «Derby» von Fussballfans. Wer am 25. April demonstrieren wolle, solle das tun – egal ob mit rotem, grünem oder schwarzem Halstuch, spottete er. Die heutige Regierungschefin Giorgia Meloni von den extrem rechten Fratelli d’Italia äussert sich zu geschichtspolitischen Themen meist etwas diplomatischer. Aber erst kürzlich polemisierte sie in der Abgeordnetenkammer gegen einen antifaschistischen Klassiker, das «Manifest von Ventotene». Geschrieben wurde es 1941 auf der gleichnamigen Insel, einem Verbannungsort für Regimegegner:innen. Als Ziel für die Zeit nach der Befreiung nannten die dort gefangen gehaltenen Autoren ein einiges sozialistisches Europa. Das reichte Meloni für eine Generalabrechnung mit dem Text. Die Opposition protestierte heftig: «Apologie des Faschismus» warfen linke Abgeordnete der Regierungschefin vor.
Gianfranco Pagliarulo, der Präsident der Nationalen Vereinigung der Partisan:innen Italiens, besteht indes darauf, es reiche nicht, rechte Provokationen zurückzuweisen und das Andenken an die Resistenza zu verteidigen. Sein 2023 erschienenes Buch «Antifascisti adesso» (Antifaschist:innen jetzt) enthält auch eine Liste aktueller Themen, denen sich Antifaschist:innen heute stellen müssten. Vorrangig sei «in einer pathologisch ungleichen Gesellschaft» die Durchsetzung sozialer und ziviler Rechte – ein «neuer Humanismus». Immer wieder fordert er auch die Verteidigung der republikanischen Verfassung gegen autoritäre Bestrebungen der aktuellen Rechtsregierung, etwa gegen das geplante repressive Sicherheitsgesetz und das Projekt eines «premierato», der Stärkung der Exekutive durch Direktwahl der Premierminister:in.
In ihrer Allgemeinheit dürften die von Pagliarulo skizzierten Aufgaben und Ziele unter Antifaschist:innen auf breite Zustimmung stossen. Unterschiedlich bis kontrovers sind dagegen die Ansichten zur europäischen Aufrüstung und zum Nahostkonflikt. In Rom wird es deshalb am 25. April gleich mehrere antifaschistische Demonstrationen geben.