Kommentar: Neue Kampfjets?: Das Gripen-Theater und der P-16

Nr. 37 –

Vor einem Monat ist Jean Brunner gestorben. Wohl kein anderer Schweizer hat das Land vor grösseren Kosten bewahrt. Brunner war Testpilot der Schweizer Flugwaffe.

Braucht die Schweiz neue Kampfjets? Nein, sagen über 57 Prozent der SchweizerInnen gemäss einer aktuellen Umfrage. Fast zwei Drittel wollen explizit auf den JAS-39 Gripen E verzichten. Sie konnten sich in den letzten Wochen am Theater um den schwedischen Flieger ergötzen. Um die Wurst geht es ja erst, wenn es zur Volksabstimmung über die Kampfjets kommt.

Für die BefürworterInnen des Gripen lohnt sich indes ein Blick zurück. In Schweden wurde 1937 die Firma Saab gegründet, um eine eigene Kampfflugzeugindustrie aufzubauen. Auch in der Schweiz war früh klar: Um nicht von unzuverlässigen Lieferländern abhängig zu sein, müssen hierzulande Kampfjets hergestellt werden.

Schweden war schnell erfolgreich. 1947 flog der erste Saab-Düsenjäger, 1957 besass Schweden die weltweit viertmächtigste Flugwaffe. Schweden galt in der Schweiz als Vorbild. Der Versuch des staatlichen Flugzeugwerks Emmen, den innovativen N-20 in die Luft zu bringen, scheiterte 1953. Der erste helvetische Kampfjet, hofften viele, sollte nun aus der Ostschweiz kommen. Tatsächlich baute die private Flug- und Fahrzeugwerke AG in Altenrhein drei fliegende Prototypen des P-16. Sollte die Flugwaffe also mit eigenen Maschinen ausgestattet werden? Wie heute in Schweden unterstützten auch Sozialdemokraten die Beschaffung – der Arbeitsplätze wegen. Aber die obersten Militärs zögerten, weil ihnen der viel leistungsfähigere französische Mirage besser gefiel.

Das Parlament bestellte 1958 hundert Stück des P-16. Dann verlor ein Prototyp viel Hydrauliköl, Jean Brunner rettete sich per Schleudersitz, der P-16 versank im Bodensee. Der Bundesrat stornierte umgehend das Geschäft, die Schweizer Kampfjetträume endeten jäh.

Ihre Kampfjets kaufte die Schweiz im Ausland ein. Das war kostspielig, aber die Schweden verschleuderten noch viel mehr Geld. Denn sie mussten immer wieder noch mehr Flugzeuge ordern, um die Firma Saab am Leben zu erhalten.

Jean Brunner hat Milliarden gespart. Und gezeigt, wie schnell ein Land die Strategie wechseln kann: Wenig spricht dafür, dass Schweden auch in zehn, zwanzig Jahren Saab unterstützen wird. Die wirtschaftlichen Aussichten sind schlecht, und die schwedischen Generäle befürchten, die Luftwaffe nehme dem Rest der Armee zu viele Mittel weg.