Wahlkolumne von Andreas Fagetti: «Peace and Freedom» im «Chäslager»

Nr. 41 –

Der letzte Wahlkampfauftritt in Stans war für mich gefühlt ein Heimspiel, inszeniert von meinem Wahlkampfteam: Freibier im «Chäslager», ich war das Intermezzo. Juso-Landrat Dino Tsakmaklis befragte mich. Ich erinnere mich nicht mehr, was ich von mir gab. Ich habe mir sagen lassen, dass ich meine anarchistischen Überzeugungen in fast jedes meiner Voten einfliessen liess. Krieg den Palästen, Friede den Hütten.

Für mich war Ivo, der in Stans aufgewachsene Pop- und Rockbarde, der Hauptact, ich bloss seine Vorgruppe. Es gibt ja Heerscharen von Männern, die einen auf cool machen. Die meisten brechen gleich in Tränen aus, wenns ernst gilt. Coole Typen bekommt man so selten zu Gesicht wie asiatische Tapire. Ivo ist einer dieser wirklich coolen Typen. Einer, der seine Leidenschaft nicht hinter einer ausdruckslosen Pennälervisage verbirgt.

Ehe er, ausgerüstet mit einer akustischen Gitarre, loslegte, hielt er eine ungeschminkte politische Rede, machte auf die Widersprüche in Nidwalden aufmerksam – etwa auf die Pro-AKW-Voten an der Urne, kombiniert mit dem Nein zum Endlager. Schliesslich trug er eine universelle Botschaft vor, den Song «Peace and Freedom». Friede und Freiheit. Eine Forderung, die in der Schweiz längst verwirklicht scheint. Zumindest dann, wenn man Friede als Abwesenheit von bewaffneten Konflikten definiert. 1847 war doch dieser Blitzbürgerkrieg. Er dauerte einen Monat und forderte 150 Tote. Aber es gibt Kriege, die nicht als Krieg wahrgenommen werden. Seit Jahrzehnten führen die Eliten der westlichen Welt einen Wirtschaftskrieg gegen die eigene Bevölkerung und verkaufen ihn auch noch als frohe Botschaft. Die geistige Landesverteidigung ist nichts anderes als Fremdenfeindlichkeit. Ein Krieg ohne Kalaschnikows und Panzer gegen die Elenden dieser Erde. Sterben tun sie trotzdem wie die Fliegen. Im Mittelmeer.

Zur Freiheit gäbe es ebenfalls viel zu sagen. Aber dafür reicht der Platz nicht mehr. Als ich spätabends vor dem «Chäslager» an meinem Bier nuckelte und in die Dunkelheit starrte, fühlte ich mich wie einer von Roberto Bolaños wilden Detektiven. Ich schloss die Augen und machte mich auf die Suche nach der Freiheit.

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