Aus WOZ Nr. 34/84 (24. August 1984):: Wieder Bücher verbrennen?

Nr. 34 –

Sechsundzwanzig Sätze lang war das Inserat, das Edgar Zaugg, Vorstandsmitglied der Stadtberner Nationalen Aktion (NA), Mitte Juli auf eigene Kosten im Gratisanzeiger «Berner Bär» einrücken liess. Zwei dieser Sätze waren - wie der Berner NA-Präsident Arthur Flück in einem zweiten Inserat vergangene Woche feststellen musste - «unglücklich».

Edgar Zaugg (NA, vormals LdU) befasste sich in dem namens der Partei aufgegebenen Inserat unter anderem mit dem Jahreskongress des Schweizerischen Schriftstellerverbandes. Die Schriftsteller hatten im Juni (mit überwältigendem Mehr) vom Bund eine humane Asylpolitik gefordert, was Zaugg höchst unwirsch zur Kenntnis nahm: «Früher hätte man die Bücher dieser Schriftsteller verbrannt.» Zauggs zweiter unglücklicher Satz sollte im Grund ein konstruktiver Vorschlag zur Schweizer Asylpolitik sein: «Im Falle Madagaskars könnte man mit der 20-Millionen-Spende sämtlichen Negern und Arabern, die sich zurzeit in der Schweiz aufhalten, eine neue Heimat geben.»

Nun will der Vorstand der Berner NA intern die notwendigen Kontrollen institutionalisieren, um «missverständliche Aussagen» in Verlautbarungen in Zukunft zu vermeiden. Bevor diese Kontrollen institutionalisiert waren, beschlossen wir, unsererseits einen Beitrag zur Klärung dieser Missverständnisse zu leisten und reisten nach Bern, um den Inserateverfasser ausgiebig zum Hintergrund seiner «missverständlichen Aussagen» zu befragen. Wir lassen uns diese Klärung eine Doppelseite kosten - in der Befürchtung, Missverständnisse dieser Art könnten eines Tages wieder moderner werden.

WoZ: Herr Zaugg, was sollte die Anspielung auf frühere Bücherverbrennungen in Ihrem Inseratetext? Sie wollten andeuten, dass es Schriftstellern mit einer solchen Haltung ganz recht geschehe, wenn ihre Bücher verbrannt werden?

Edgar Zaugg: Nein. Es hat mich einfach geärgert, wie sich Vertreter einer geistigen Elite ungebührlich und undemokratisch gegenüber den Ideen einer Vertreterin der Nationalen Aktion benommen haben: mit Stühlerücken, Tischeklopfen, Brüllen und so weiter. Unsere Vertreterin kam kaum zu Wort. Der Schriftstellerverband sollte sich nicht politisch äussern, weil Bundesrat Friedrich jetzt endlich das Asylproblem etwas straffer in die Finger genommen hat.

Und deshalb soll man Bücher verbrennen?

Nein, nicht weil sie sich zu diesem Problem geäussert haben, das hat damit nichts zu tun, das war einfach eine Protestäusserung von mir. Meine Anspielung galt der Herkunft dieser Bücher: Sie kommen von Leuten, die die Regeln der Demokratie missachtet haben. Was sie schreiben oder sagen, ist mir egal, ich bin für freie Meinungsäusserung, aber sie sollen die demokratischen Spielregeln einhalten. Meine Äusserung sollte provozieren.

Das ist Ihnen gelungen.

Auf eine Art, ja.

Sie sind deswegen vom Vorstand der Nationalen Aktion der Stadt Bern offiziell gerügt worden.

Es gab Meinungsverschiedenheiten, ja. Ich hatte auch sehr viele positive Reaktionen. Viele haben geschrieben: Endlich sagt es mal einer. Endlich kommt der Stein ins Rollen. Wir könnten nicht nur immer warten und zusehen, sonst sind wir plötzlich von der Lawine überrollt.

Sie verstehen sich als Stimme der schweigenden Mehrheit?

Genau. Wer reklamiert gegen unsere Vorschläge zur Asylpolitik in den Medien? Die Gegner kommen zu Wort, die Befürworter nicht. Leute, mit denen ich im Kontakt bin und darüber spreche, die gratulieren mir. Ich fordere sie auf, auch zu schreiben, aber die meisten haben Angst. Farbe bekennen ist eben schwierig.

Die schweigende Mehrheit wird sich mehr verlauten lassen?

Erst, wenn die Angst abgebaut wird. Viele haben Angst, gleich in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt zu werden, wenn sie sich äussern. Dabei waren etwa Bücherverbrennungen gar keine Errungenschaft der Nazis. Die Bücher Rousseaus wurden früher auch in der Schweiz verbrannt, die Russen verbrannten die Bibel und andere westliche Schriften.

WoZ-Gespräch mit «Stimme der schweigenden Mehrheit»

E. Z. - Nationale Aktion, Bern

Im «Berner Bär» warnte Edgar Zaugg, Vorstandsmitglied der Stadtberner Nationalen Aktion, namens seiner Partei kürzlich per Inserat vor einer «Verwässerung und Vergiftung» unserer Rasse durch ausländische Einflüsse. Er schlug vor, sämtliche Neger und Araber, die sich in der Schweiz befinden, nach Madagaskar zu schicken. Den Schweizer Schriftstellerverband, der sich an seinem Jahreskongress für eine liberale Asylpolitik ausgesprochen hatte, erinnerte er daran, dass man die Bücher von Schriftstellern früher öffentlich verbrannt hatte.

Das alles ging selbst der Berner Nationalen Aktion zu weit, die sich nach der Rückkehr ihres Präsidenten aus den Ferien vom Inseratetext offiziell distanzierte. «Es gibt eben in jeder Partei eine harte und eine weiche Linie», meinte Edgar Zaugg und empfing uns zum Gespräch.

Interview: Res Strehle

WoZ: Herr Zaugg, Sie haben in einem Inserat im Gratisanzeiger «Berner Bär» namens der Nationalen Aktion der Stadt Bern die Gefahr einer «Verdünnung» und «Vergiftung» unserer «Rasse» heraufbeschworen. Was ist denn nun dermassen kostbar an unserer «Rasse», dass es eine Verdünnung nicht leiden mag?

Edgar Zaugg: Die weisse Rasse ist allgemein im Rückgang, wenn man die ganze Welt betrachtet. Wohlstand, Emanzipation und Angst vor der Zukunft halten die weisse Frau davon ab, viele Kinder aufzuziehen. Die Verkürzung der Distanzen durch die neuen Transportmittel führte dazu, dass immer mehr Aus1änder die europäischen Staaten überfluten. Das sieht man in England, Deutschland und Frankreich besonders deutlich. Noch vor dreissig, vierzig Jahren hat man in diesen Ländern kaum Leute aus den Kolonien angetroffen. Wenn Sie heute nach Paris oder Marseille gehen, dann wimmelt es von Negern und Arabern. Wenn Sie nach England gehen, ist es schwarz. Wenn Sie nach Deutschland gehen, dann sehen Sie dort oben alles Türken. Die effektive blonde oder germanische Rasse wird dadurch unterdrückt. Genauso ist es in der Schweiz.

Weshalb ist denn nun unsere «Rasse» so verteidigungswert?

Dank dem Opfer unserer Väter und Mütter der weissen Rasse haben wir es zu einem Wohlstand gebracht. Wir sind auf einen geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen Stand gekommen, der heute einen Machtbereich darstellt.

Jetzt geht es um die Absicherung dieses Machtbereichs?

Ja, aber ich setze mich genauso für die Erhaltung von Indianerkulturen ein wie für die Schweizer Kultur.

Im Unterschied zu den bedrohten Indianerkulturen ist die Schweizer Kultur eine Machtkultur.

Das kann sich aber rasch ändern. In Südamerika sind einzelne Indianerstämme auch erst vor hundert Jahren ausgerottet worden. Möglich, dass in hundert Jahren der echte Schweizer kaum mehr existiert. Er ist mit Italienern, Spaniern oder Asiaten und Afrikanern vermischt. Das urchige Schweizertum ist dann wahrscheinlich kaum mehr vorhanden. Wenn wir nicht heute den Anfängen wehren.

Die Anfänge sind unter der angepassten Jugend längst gemacht, Fastfood, Disco und so welter - ein moderner Amerikanismus.

Mir gefällt diese moderne Musik persönlich nicht, aber wenn die Jungen dazu herumjoggeln wollen und es ihnen Freude macht, dann sollen sie das.

Keine Unterwanderung?

Musik nicht, nein.

Coca-Cola?

Nein. Die Unterwanderung erfolgt viel eher durch Drogen. Diese Jungen mit den geschorenen Schädeln oder Negerzöpfen - das ist eine Dummheit, die Gott sei Dank nur ein kleiner Teil der Jugend mitmacht: Spinner und solche, die sich nicht durch Arbeit und Geist hervortun können.

Sie sind zufrieden mit der Schweizer Jugend?

Im Grossen und Ganzen, ja. Ich meinte, man müsste die Kinder wieder straffer führen. Ein jedes Kind ist wie ein junges Bäumchen. Man muss einen Stecken nebendran in die Erde setzen und anbinden, damit es gerade wächst. Eine Führung muss da sein, das geht nachher weiter im Staat. In der Familie soll beginnen, was im Staat werden soll.

Sie bezeichneten sich als Rassenfanatiker.

Die Natur - wir können auch sagen: Gott - hat verschiedene Rassen erschaffen. Das ist sehr schön. Ein Indianer ist in seiner Art schön, ein Neger ist in seiner Art schön, ein Malay-Indischer kann sehr schön sein, wunderbar, aber auch ein Europäer ist wunderbar. Jede Rasse soll stolz sein auf das, was sie hat: Dass sie eine weisse Hautfarbe hat oder eine schwarze oder eine braune. Wieso müssen wir diese naturbedingte Schönheit zerstören und einen Universalmenschen züchten?

Rassismus ist naturbedingt?

Ja, aber nicht in dem Sinne, dass eine Rasse - etwa die weisse - eine Überrasse wäre. Ich habe mit Indianem zusammengearbeitet, die waren mir überlegen, geistig und körperlich. Ich habe auch mit Negern zu tun gehabt, und das sind meine Freunde geworden. Ich möchte aber nicht sehen, dass sich diese Rassen aus sexuellen, erotischen Gründen oder aus Sympathie mischen. Ich hatte nach dem Tod meiner Frau in Argentinien dort unten schöne Frauen indianischer Abstammung, die sich gerne mit mir hätten verbinden wollen. Ich habe es nicht für gut erachtet. Trotzdem habe ich diese Frauen und ihre Kinder gerne gehabt. Aber eine intime Verbindung mit ihnen einzugehen, hätte ich nie für gut gehalten. Ich kann auch nicht verstehen, dass unsere Entwicklungshelfer, welche in die Länder der Dritten Welt gehen, oder die jungen Burschen, welche Reisen machen, meinen, als Erinnerung an diese Länder müssen sie irgendeine dieser Asiatinnen oder Afrikanerinnen mit nach Hause nehmen. Das ist für mich eine Entgleisung. Wenn sie schon unbedingt eine sexuelle Befriedigung mit diesen Frauen haben wollen, dann sollen sie es dort drüben haben - und Schluss. Aber die Frauen nun da herüber zu bringen, das ist uns gegenüber eine Unhöflichkeit, gelinde ausgedrückt.

Sie sind für eine Form der Rassentrennung, wie es etwa Südafrika praktiziert?

Ja. In Südafrika sind sehr viele Neger auch für die Rassentrennung. Sie wollen natürlich dieselben Rechte, das scheint mir selbstverständlich. Sehr viele Neger sind aber stolz auf ihre Abstammung. Das finde ich gesund und normal.

Was bezeichnen Sie denn als «Vergiftung» einer Rasse?

Vergiftung - man könnte auch sagen: Verwässerung - bedeutet, dass man rote Farbe in ein klares Wasser mischt. Dann ist das Wasser vergiftet. Oder es sind Algen im Wasser: Dann ist es trüb. Wir haben einen Wohlstand, den unsere Vorfahren erkämpft haben und gegen Angriffe aus West, Süd, Nord und Ost verteidigt haben, damit wir unsere Eigenart wahren konnten. Wenn wir nun unsere Eigenart aufgeben und verlieren wollen, hätte der Kampf unserer Vorfahren überhaupt keinen Wert gehabt. Sie wären dumm gewesen, ihr Blut zu opfern, um uns ein bodenständiges, ehrvolles Erbe zu hinterlassen.

Die aktuellen Probleme sind für Sie «unschweizerisch»? Sie erwähnten Drogen.

Ja. Ich bin gerade gestern über die Münsterterrasse spaziert und habe viele dieser Hippies angetroffen. Die haben dort mit allen Drogen gehandelt. Da habe ich mir gesagt, dass ich eigentlich einen Neger vorziehe gegenüber dieser ganzen Clique von Drögelern und Drogenhändlern, von Zuhältern, Spielern und Säufern.

Drogen hat es in der Schweizer Kultur stets gegeben: Die alten Eidgenossen zum Beispiel haben kräftig gesoffen, bevor sie in die Schlachten zogen.

Das stimmt schon, aber es waren keine Süchtigen. Ein Teil der Schweizer ist leider ziemlich Alkoholiker, das weiss man.

Kriminalität ist «unschweizerisch»?

Ich will nicht sagen, dass wir Schweizer unbedingt besser sind als andere. Früher schon, aber wir hatten natürlich eine jahrhundertealte Erziehung hinter uns. Auf der Strasse und in Verkaufsläden wurde früher sozusagen nie etwas gestohlen. Heute ist das gang und gäbe. Die Statistik gibt nicht genau Auskunft, ob jetzt die Schweizer angesteckt wurden. Man hat ja früher stets gesagt: Geht nicht nach Italien oder Spanien, dort wird alles g’mugget. Das war für uns etwas Neues, wenn wir ins Ausland gingen. Auf alle Fälle hat die Kriminalität stark zugenommen, weil zu wenig kontrolliert wurde, was für Elemente in die Schweiz kamen.

Nun sind die Diebstähle aus dem Ausland importiert worden?

Es hat sicher einen Einfluss gehabt, allgemein auch eine Lockerung der Moral. Früher am Bahnhof, da durfte man nie etwas auf den Boden werfen, nicht einmal eine Zigarette oder ein Papierchen. Heute ist ein Mist am Boden, dass sie drei-, viermal täglich mit einer Maschine putzen müssen.

«Schweizerisch» wäre also für Sie zusammengefasst?

Disziplin, Arbeit, Vorwärtsstreben, Vorbild sein.

Und «unschweizerisch» wären Dreck, Drogen, freie Sexualität ...

Ja, freie Sexualität ist Sklaverei im 20. Jahrhundert. Als ich aus Argentinien zurückgekommen bin, bin ich einmal in ein solches Kino einen Sexfilm anschauen gegangen, weil sie immer so viel Propaganda gemacht haben. Ich bin schockiert herausgekommen, wusste nicht mehr, wo eigentlich unser schweizerischer Standpunkt sei, solche Schweinereien zu demonstrieren. Das sieht man sogar in der Television. Es gibt kein intimes Privatleben mehr. Man findet, jedes intime Detail müsse in der Öffentlichkeit breitgeschlagen werden. Wir degenerieren.

Nun ist also die Zahl von Flüchtlingen, die in unserem Land Schutz suchen, in den letzten Jahren angestiegen. Als Folge ist im offiziellen Sprachgebrauch der Schweizer Asylpolitik die Abgrenzung zwischen «echten» und «unechten» Flüchtlingen eingeführt worden.

Ja, diese Abgrenzung ist machbar. Man muss Informationen im betreffenden Land bei Behörden, Parteien, Nachbarn, Arbeitgebern usw. einholen, wie die Schweiz das jetzt in Sri Lanka macht.

Die Tamilen in der Region Bern sind für Sie «echte» oder «unechte» Flüchtlinge?

Es hat sicher echte darunter, aber das waren aktive Saboteure, die gesucht werden. Sie haben Bomben gelegt, wie wir das eben wieder in der Zeitung lesen konnten.

Man hat auch in der Zeitung lesen können, dass die singhalesische Armee mit beispielloser Brutalität gegen die tamilische Zivilbevölkerung vorging.

Bei separatistischen Umtrieben ist das logisch. Wir mussten auch gegen die Jurassier vorschreiten. Wir haben Militär hochgeschickt, nachdem Bombenanschläge gemacht wurden. Genauso ist es in Sri Lanka.

Dann gibt es offensichtlich eine ganze Bevölkerungsgruppe, die an Leib und Leben bedroht ist.

Die Aktivistengruppe sicher, nicht aber passive Menschen wie Frauen, Kinder und ältere Männer. Ich frage mich einfach, ob ein Schutz dieser jungen Leute unsere Sache sei. Wenn die politisch etwas erzwingen wollen, mit Waffengewalt, dann müssen sie auch die Konsequenzen ihres Tuns auf sich nehmen. Es geht nicht an, dass sie nachher in die Schweiz flüchten, um sich hier sicher zu fühlen, hier gut verdienen und das Geld nachher für Waffenkäufe nach Hause zu schicken. Wenn einer wegen seiner Rasse, Meinung oder seiner Religion verfolgt wird, da bin ich absolut dafür, dass wir dem helfen. Aber nicht diesen Tamilen, die in, einem fremden Staat, wo sie eingewandert sind, einen eigenen Staat gründen wollen. Diesen Extremistengruppen dürfen wir keinen Schutz bieten. Das wäre gegen unsere Neutralität. Dasselbe war es bereits 1973 mit der Flucht chilenischer Extremisten. Geflüchtet sind damals in erster Linie jene Aktivisten, die bei der Machtübernahme von Allende Läden eingeschlagen haben, geplündert und gemordet haben. Die wurden gesucht und sind dann geflüchtet, weil sie ein schlechtes Gewissen hatten.

Wer flüchtet, hat ein schlechtes Gewissen?

Teilweise schon. Später kamen und kommen auch andere, die als Wirtschaftsflüchtlinge von der Verfolgung der Aktivisten profitierten, solche, die nie einen Stein geworfen hatten, meist nicht einmal Mitglied der Kommunistischen Partei waren.

Sogenannt «unechte» Flüchtlinge?

Unechte, ja. Ich habe mit vielen Chilenen und Argentiniern gesprochen, die hier sind. Wirklich verfolgt wegen früherer kommunistischer Umtriebe und Gewalttätigkeiten waren höchstens zehn Prozent. Die Schweiz hatte 1973 300 chilenische Flüchtlinge aufgenommen, hernach kamen tausende, weil die ersten Flüchtlinge Geld nach Hause schicken konnten und Propaganda machten.

Und die Tamilen in der Region Bern, das sind für Sie überwiegend «Terroristen»?

Überwiegend nicht, nur teilweise. Die andern sind einfach mitgelaufen. Sie haben profitieren wollen, weil sie gesehen haben, dass die Schweizer Touristen in Sri Lanka viel Geld ausgeben können. Sie fragten sich: «Was ist das für ein Schlaraffenland, wo die Leute so gut leben? Da gehen wir auch hin!» Der Tamile war ja schon immer eine Exportfirma. Er geht überallhin, wo er arbeiten und profitieren kann, so wie die Italiener, die auch auswandern. Zusätzlich wurden Leute mit Unterstützung der Kommunistischen Partei Sri Lankas nach Europa eingeschleust. Darin sehe ich eine grosse Gefahr, die wir verhindern müssen.

In Ihrem Inserat haben Sie geschrieben, die UdSSR würde die Tamilen gratis und franko nach Westeuropa transportieren. Wo haben Sie das her?

Das weiss man. Die Aeroflot bot ihnen Billigflüge nach Moskau an. Von dort wurden sie gratis über Ostberlin hieher geschleust.

Sie haben das selber herausgefunden?

Ja.

Wie?

Ich habe Bekannte bei der städtischen und eidgenössischen Polizeidirektion, die diese Leute ausgefragt haben: «Wie kommt ihr überhaupt hierher?» Folglich ist der Beweis da, dass irgendjemand ein Interesse daran hat, dass wir hier Zwistigkeiten kriegen. Da ist gezielte Destabilisierung.

Stören Sie denn nun die paar hundert Tamilen in der Region Bern persönlich?

Ja, es sind über tausend blutjunge Männer. Sie sind allen Schweizern ein Dorn im Auge, nicht nur mir.

Wieso?

Sie sind ein Fremdkörper in unserer Rasse, Kultur und Religion.

Zu lärmig?

Nein, aber sie haben ihre eigenen Bräuche, ihre eigene Sprache, eigene Religion, andere Moral. In Afrika zum Beispiel kommen wir auch nicht zu den Negern in die Hütten hinein, wir sind dort unerwünscht.

Es gibt sehr gastfreundliche Völker in Afrika.

Ja, jetzt, weil wir ihnen Devisen bringen. Natürlich, der Neger kann freundlich sein, ist in der Regel auch freundlich. Ich bin in Marseille oft mit schwarzen Freunden wieder zusammengesessen. Aber es ist doch jetzt nicht nötig, dass wir eine Blutsauffrischung durch Tamilen und Neger bekommen. Unsere Frauen gehen aus Liebe, Bedauern, Geld oder was immer mit ihnen Beziehungen ein und bekommen nachher Mischlinge, das heisst weder eine weisse Rasse noch eine tamilisch-indische Rasse. Warum sollen wir uns jetzt mit denen mischen? Aus politischen Gründen oder für den Frieden etwa? Eine Einheitsrasse wird dieser Weit nicht den Frieden bringen.

Fremdenhass wohl noch weniger: Am Fussballturnier der Berner Gewerbeschule hat sich eine Mannschaft unter dem Namen «Tamilen-Killers» angemeldet.

Das ist ganz verwerflich. Jeder Mensch muss human behandelt werden. Man darf niemandem einen Tritt in den Hintern geben, nur weil er einer anderen Rasse zugehört. Kein Neger, kein Indianer - ich hatte mit vielen zu tun - könnte sagen, ich hätte ihn ausgenützt oder nicht geachtet. Nicht einmal Frauen, im Gegenteil.

Sie haben in Ihrem Inserat vorgeschlagen, dass die schwarzen Flüchtlinge in der Schweiz nach Madagaskar ausgeschafft werden sollen.

Die Schweiz hat zu jener Zeit, als ich diesen Text verfasst habe, soeben einen Zehn-Millionen-Franken-Kredit à fonds perdu an Madagaskar vergeben, und sie will nochmals zwanzig Millionen Franken geben. Madagaskar ist sehr dünn besiedelt, insgesamt zehnmal grösser als die Schweiz bei nur neun Millionen Einwohnern. Ein sehr fruchtbares Land mit Asiaten und Negern bevölkert, die meistens französisch sprechen. Die meisten Neger, die wir hier haben, kommen aus dem ehemals belgischen Kongo, weil sie dort mit dem Regime nicht einverstanden sind und verfolgt werden. Das sagen sie jedenfalls. In Tat und Wahrheit wollen sie hier arbeiten, zu neunzig Prozent sind sie nicht verfolgt. Wenn wir schon zwanzig Millionen Franken auflegen, um Madagaskar zu helfen, dann können wir doch von diesem Staate verlangen, dass er seine Brüder zu sich aufnimmt. Was ist denn nun gescheiter? Dass wir hier 2000 Neger haben, die sich nicht akklimatisieren können und uns immer ein Dorn im Auge sind? Oder wir tun sie in ein Land mit kleiner Population, wo sie leben können, und wir helfen mit, die wirtschaftlichen Grundlagen für sie aufzubauen? Hier sind sie jedenfalls unwohl und unfrei, genauso wie es uns unwohl wäre, wenn wir in einem afrikanischen Dorf in einer Strohhütte leben müssten.

Es kann schön sein in einer Strohhütte.

Einen Moment lang vielleicht, ja, aber nicht für lange Zeit. Ich war auch zwanzig Jahre fort und weiss, dass man das Heimweh nicht verliert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Afrikaner, Tamilen und Asiaten nicht Heimweh haben.

Nun haben Zairois nicht unbedingt Heimweh nach Madagaskar.

Es wird für sie in jedem Fall besser sein, in einem Land ihrer eigenen Kultur zu leben als hier. Sie habe ja starke Vorbehalte gegenüber unserer Kultur. Wie war es denn nach dem Krieg, als tausende und tausende von Europäern in Afrika und Asien abgeschlachtet wurden, sei es von den Arabern oder von den Negern oder Asiaten? Man hat den Kolonialist, sei es nun den Belgier, den Franzosen, den Holländer, Engländer oder Deutschen gehasst. «Afrika den Afrikanern» und «Raus mit der weissen Rasse», hiess es. Ich habe miterlebt, wie viele Europäer - darunter auch Schweizer - aus diesen Ländern fliehen mussten.

Das war eine historische Abrechnung mit der Kolonialzeit, wo diese Völker während Jahrhunderten unterdrückt wurden.

Ja, es war eine historische Abrechnung der schwarzen Rasse gegenüber der weissen Rasse. Warum wollen sie nun heute unbedingt wieder hier bei der weissen Rasse Schutz suchen? Das ist ein kleines Ressentiment, das ich habe gegen Afrika und Asien. Sie wollen nichts von uns wissen, auch heute nicht. Wenn Sie in diesen Staaten etwas sagen wollen, dann haben Sie nichts zu sagen: Sie verstaatlichen, nehmen alles vom weissen Mann in Besitz und kommen dann doch zu uns, um hier aufgenommen zu werden. Sollen sich die afrikanischen und asiatischen Staaten doch nun untereinander helfen! Einen kleinen Teil als Flüchtlinge hier hereinnehmen, das ist ein Stumpfsinn. Man gibt einer kleinen Equipe einen ungewohnten Luxus, privilegiert hier ein paar tausend mit einem Aufwand, mit dem man dort unten eine Million Leute glücklich machen könnte.

So ein Riesenluxus scheint das Leben für Asylanten hier nun auch wieder nicht zu sein: Sie haben bestenfalls schlecht bezahlte Hilfsjobs oder Schwarzarbeit und leben in barackenähnlichen Unterkünften.

Die Tamilen haben hier alles, was sie wollen. Kaum ein Monat hier, haben sie schon ein Velo. Nach drei Monaten fahren sie Taxis für kurze und weite Strecken. Leute, die dort unten vielleicht einen Elefanten oder eine Kuh herumgetrieben haben, fahren hier Autos.

Sie haben sich als Lagerverwalter für Asylbewerber beim Roten Kreuz beworben. Sie hätten ein strenges Regime aufgezogen? Tagesordnung? Schulung in Disziplin?

Sicher, ja. Auf militärischer Basis. Auf jeden Fall hätte ich dieses Vagantentum, dieses nächtliche Herumlungern rund um den Bahnhof, nicht zugelassen. Ältere Leute, aber auch junge Frauen haben ja heute eine furchtbare Angst, diesen Tamilen nachts zu begegnen.

Ihre Lagerinsassen hätten arbeiten müssen?

Ja, vielleicht nicht im Lager selber, aber sie hätten zum Beispiel in den Obstkulturen eingesetzt werden können, Erdbeeren und Himbeeren ablesen, Kirschen und so weiter. Man hätte sie mit Cars rausfahren können und sagen: «So, jetzt ramüsiert da mal zusammen, jeder bekommt ein Fränkli pro Kilo.» Dann gibt es auch diesen Mist im Wald, den man aufräumen muss. Jede Arbeitstherapie ist besser als dieses Herumlungern.

Sie hätten die Flüchtlinge eingesperrt? Stacheldraht?

Nein, das nicht, einfach vermehrt unter Kontrolle gehabt. Heute passiert ja gar nichts mit ihnen, nicht einmal Sport machen sie mit ihnen. Fast kein Unterricht in verschiedenen Handwerken, keine Kulturvermittlung, nichts. Man lehrt sie nicht, was eine Demokratie ist, nicht wie man Minderheiten und Mehrheiten respektiert, nichts, alle spazieren den lieben Tag in der Stadt herum.

Sie haben sich beim Bund als Sachbearbeiter zur Behandlung von Asylgesuchen gemeldet. Viele Gesuche wären bei Ihnen wohl nicht durchgekommen. Die Zairois hätten Sie in ein Flugzeug gesetzt und noch Madagaskar verfrachtet?

Nein, jedes Gesuch muss genau geprüft werden. Ausserdem müsste man erst mit dem Staate Madagaskar verhandeln. Madagaskar ist auf unsere Hilfe angewiesen, andere afrikanische Länder auch. Ganz Europa müsste nun - vielleicht zusammen mit Amerika - ein solches Land unter Druck setzen: Wenn wir bei euch soundsoviele Millionen hereinpumpen, dann müsst ihr auch Flüchtlinge aus eurem Kulturkreise aufnehmen und die Menschenrechte respektieren. Wir helfen euch beim wirtschaftlichen Aufbau, aber nehmt gefälligst eure Flüchtlinge zu euch, damit wir sie nicht hier haben. Diese Bestrebungen sind jetzt in ganz Europa im Gang. Man hat gewartet und gewartet, bis uns das Problem mit den Afrikanern und Arabern über den Hals wuchs. Deshalb hat die Partei von Le Pen in Frankreich einen solchen Auftrieb erhalten. Europa wird und muss die Flüchtlinge und Fremdarbeiter nach Hause schicken, damit es nicht untergeht. Fremdarbeiter und Asylanten anderer Rassen sind wie Kuckuckseier.

Sie haben sich geärgert über den Schweizer Schriftstellerverband, nachdem eine Vertreterin der Nationalen Aktion am Jahreskongress im Juli schlecht ankam mit ihren Vorstellungen über die Asylpolitik.

Jawohl, ja. Sie wies mit Recht darauf hin, dass die Schweiz überfremdet und überbevölkert sei. Wir haben kein sauberes Wasser mehr, keine saubere Luft mehr, alles ist überbaut. Wo sollen wir und unsere Nachkommen eigentlich noch hin? Als ich aus Argentinien in die Schweiz zurückkam, kam es mir vor, als ob ich in ein Zimmer mit viel Rauch reinkomme und die, die drinnen sitzen, merken es nicht. Je mehr Menschen zusätzlich hereinkommen, umso weniger Land, sauberes Wasser und saubere Luft haben wir. Alle - auch Fremde und Flüchtlinge - wollen ein Auto, jeder raucht, jeder will Wohnung, Licht, Strom, seine Strasse. Heute sind es vielleicht l500 Tamilen. Wenn wir denen jetzt helfen, sie hierbehalten, ihnen sogar noch Arbeit geben, obwohl wir selber mehr als 30 000 Arbeitslose haben, dann wird genau dasselbe passieren wie nach dem Krieg mit den Italienern und Spaniern: Es kommen nicht nur tausende, es kommen hunderttausende.

Der Schweizer Schriftstellerverband forderte eine humane Asylpolitik, damit wir nicht wieder dieselben Fehler machen wie während des Zweiten Weltkriegs. Haben Sie nichts gelernt aus den traumatischen Erfahrungen dieser Zeit?

Doch. Ich war selber an der Grenze. Man darf nicht vergessen, in welcher Situation wir damals waren. Wir waren völlig abgeschnitten von der Umwelt, hatten alles rationalisiert, mussten Brot aus Kartoffelmehl essen. Nun kamen noch Flüchtlinge. Man wusste nicht, wie schlimm es stand, dass die Deutschen darauf hinarbeiteten, die Juden zu vernichten.

Wenn man es hätte wissen wollen, hätte man es wissen können.

Es war damals noch nicht so ausgeprägt. Wir haben die Juden zu Beginn des Krieges zurückgeschickt. Damals wusste man noch nicht, dass die Auswirkungen der Rassenverfolgung derart sein würden. Sicher hätte man Mit