Durch den Monat mit Eve Monney (Teil 1): Habt ihr gerne Pannen?

Nr. 9 –

Eve Monney: «Das Wütemonster auffahren und noch viel mehr dreinhauen und schreien.»

WOZ: Eve, deine Band Navel feiert Erfolge in Berlin, ihr habt einen Plattenvertrag, und die britische Zeitschrift «New Musical Express» ist begeistert von euch. Wie hat das alles begonnen?
Eve Monney: Chrigel Fisch, der früher im Musikbüro der Kaserne Basel arbeitete, hat Navel an einem Jugendbandwettbewerb gehört. Ich war damals noch nicht dabei. Vor eineinhalb Jahren bin ich dann dazugekommen. Chrigel hat viele Kontakte zu Konzertveranstaltern und Labels vermittelt und ist jetzt unser «personal Jesus».

Personal Jesus?!
Manager ist ein blödes Wort. Er ist 
ein guter Freund, der uns sehr viel geholfen hat.

Wie ging es weiter?
Letztes Jahr haben uns Patrick Wagner und Yvonne Franken vom deutschen Label Louisville für einige Konzerte nach Berlin eingeladen. Wir gefielen 
ihnen so gut, dass wir gleich eine Single aufnehmen konnten. Ein Album ist 
geplant. Nächste Woche gehen wir nach Berlin und besprechen die Einzelheiten dazu.

Über eure Homepage auf Myspace seid ihr international bekannt geworden.
Ja. Wir bekommen inzwischen etwa zwanzig Anfragen im Tag. Wir schaffen es nicht mehr, alle selber zu beantworten, das macht jetzt eine Freundin von mir. Leute wollen uns nach Island oder Australien einladen … Dabei haben wir ja im Moment nicht einmal einen festen Schlagzeuger! Jari Altermatt und ich spielen gerade mit verschiedenen Schlagzeugern.

Warum hat euer Schlagzeuger aufgehört?
Es wurde ihm zu viel. Es ist schon ein spezielles Leben auf Tour, du triffst sehr viele Leute, die du nicht kennst, musst mit denen reden, das ist natürlich häufig oberflächlich. Das gefiel ihm nicht. Wobei: Ich fühle mich nicht verpflichtet, mit allen zu reden, wenn es mir auf Tour einmal schlecht geht.

Aber allgemein gefällt dir dieses Leben?
Ja. Sehr. Obwohl wir ein ziemliches Risiko eingehen. Wir verdienen im Moment nichts. Die Gage reicht gerade fürs Benzin und die Instrumente.

Ist es schon ein Vollzeitjob?
Wir sind in einer seltsamen Zwischenphase: Es ist seriöser als ein Hobby, vom Zeitaufwand und der Einstellung her, aber es ist noch kein Vollzeitjob. Für Jari und mich ist es ein Traum, davon leben zu können. Nicht reich zu werden, überhaupt nicht. Wir machen Musik, um Musik zu machen. Es wäre toll, wenn wir das in zehn oder zwanzig Jahren immer noch machen würden.

Du denkst schon sehr weit …
Nein, eigentlich überhaupt nicht. Aber ich kann mir vorstellen, noch lange mit Jari zusammenzuspielen.

Klappt es einfach so gut?
Ja. Okay, es hat schon eine gewisse Anwärmzeit gebraucht. Es braucht Vertrauen zueinander: auch einmal einen Blödsinn spielen zu können, ohne Angst zu haben. Unsere Songs entstehen sehr improvisiert, wir müssen aufeinander hören. Es gibt Leute, mit denen sitzt du hin, und es funktioniert einfach, mit anderen gar nicht. Das merke ich jetzt beim Ausprobieren verschiedener Schlagzeuger. Spätestens beim Improvisieren spürst du, ob es funktioniert oder nicht.

Stimmt es, dass ihr gern Pannen habt?
Weniger, dass wir sie gern haben, als dass wir sie anziehen. Wir sind beide sehr tapsig und schmeissen alles um, Jari verliert auch ständig Dinge. Wahrscheinlich kumuliert sich das einfach, und darum gibt es dauernd Pannen. Monitore steigen aus, Kabel sind kaputt, das Effektgerät streikt, irgendwas ist immer. Aber das ist auch lustig, das beeinflusst die Stimmung. Dann müssen wir manchmal einfach die PA-Anlage abstellen und dafür die Verstärker aufdrehen. Das Wütemonster auffahren und noch viel mehr dreinhauen und schreien.

«Sie nehmen Stellung gegen das Perfekte», hat Chrigel Fisch über euch gesagt. Würdest du das unterschreiben?
Ja, auf jeden Fall. Heute müssen alle und alles sauber und perfekt sein, und wer nicht so ist, kommt nirgends hin. Wir wollen beweisen, dass man eben doch wo hinkommt. Wir würden zum Beispiel nie ein Jahr lang an einem Album herumfeilen. Wir spielen es live ein, Gesang drüber, vielleicht da und dort noch ein Quietschen oder eine verzerrte Blockflöte einfügen. Aber wir nehmen uns lieber Zeit, neue Songs auszutüfteln oder Konzerte zu spielen, als monatelang in einem Studio zu vergammeln.

Das ist auch eine Geldfrage.
Ja, natürlich. Wir können es uns sowieso nicht leisten. Aber wir wollen auch gar nicht.

Eve Monney spielt Bass und singt bei der Rockband Navel, die gerade ihren Proberaum von Erschwil im Solothurner Jura nach Basel gezügelt hat. Navel besteht zurzeit aus Monney und dem Sänger und Gitarristen Jari Altermatt. Sie suchen eineN begeisterteN SchlagzeugerIn.


www.myspace.com/navelofswitzerland