Durch den Monat mit Eve Monney (Teil 3): Bist du nervös?

Nr. 11 –

Eve Monney: «Statt an die Uni zu gehen, habe ich lieber geprobt und gemalt.»

WOZ: Was sagen eigentlich deine Verwandten zu deiner Band?
Eve Monney: Meine Mutter hat es am Anfang nicht so ernst genommen. Aber sobald Navel dann zum ersten Mal in der Zeitung waren, hat sie ihre Meinung geändert. Das Foto zum ersten WOZ-Interview hat ihr sehr gut gefallen.

Und der Rest der Familie?
Die Tante findets cool, die Schwester auch. Nur die Grossmutter machte sich immer grosse Sorgen, dass ich nicht mehr an die Uni gehen würde. Und sie bekam recht.

Du hast aufgehört?
Ja. Vielleicht fange ich dann mit dreissig wieder an. Es war schon spannend, aber der Praxisbezug fehlte mir. Und es braucht viel Selbstdisziplin, anfangs hatte ich die auch, aber in letzter Zeit habe ich lieber geprobt. Und gemalt.

Machst du jetzt nur noch Musik?
Nein, ich habe mich für die Vorkurse 
in verschiedenen Kunstschulen beworben, und zwei haben mich angenommen. Das freut mich extrem. Ich kann dort Neues lernen, das ich zu Hause nicht so gut machen kann, zum Beispiel Drucktechniken oder Bildhauerei. Und meine Fotos selber entwickeln.

Was malst du? Konkretes oder 
Abstraktes?
Momentan male ich Mohnblumen, Totenköpfe und Schlangen, Landschaften und comicartige Mannsgöggel. Ich mache Collagen für Postkarten, die ich an Freunde schicke, und arbeite auch gern mit Ton. Ich möchte beruflich etwas Gestalterisches machen, als Ergänzung zur Band. Es ist eine grosse Leidenschaft von mir, und was du gern machst, wird auch gut, denke ich.

Ihr habt Erfolg, aber noch keine Platte. Letzte Woche wart ihr in Berlin bei eurem Label Louisville. Wie lief es?
Toll. Es war gut, endlich einmal die Stadt genauer anzusehen, während der Tour hatten wir gar keine Zeit dafür. Wir haben den Vertrag für die Zusammenarbeit unterschrieben und geplant, was wir in den nächsten Monaten machen wollen.

Welche Pläne habt ihr?
Wir würden gern mit einer grösseren Band auf Tour gehen. Und wir spielen an einigen Festivals, zum Beispiel in Interlaken und in Brighton. Auf dem Weg nach England planen wir auch noch ein paar Auftritte, damit wir das Benzin für die Rückfahrt bezahlen können.

Und die Platte?
Sie kommt später als erwartet. Wir wollten sie eigentlich diesen Herbst rausbringen, aber wir haben ja immer noch keinen festen Schlagzeuger. Eventuell machen wir noch eine zweite Single, 
damit die Leute nicht so lange auf etwas Neues von uns warten müssen.

Sind sie denn ungeduldig?
Ja. Immer wieder fragen uns Leute: Wann kommt endlich die Platte? Darum wollen wir uns auch Zeit nehmen dafür und es richtig gut machen. Und dafür müssen wir eingespielt sein mit dem neuen Schlagzeuger. Wir müssen die Songs gut vorbereitet haben, wenn wir ins Studio gehen.

Machen dich diese hohen Erwartungen nicht ein bisschen nervös?
Es gibt schon Momente, in denen ich an meinen Fähigkeiten und an allem zweifle. Ich muss auch noch viel lernen. Aber nach den tollen Proben und Konzerten in letzter Zeit glaube ich wieder dran.

Wie wird die Platte tönen?
Das können wir noch nicht sagen. Wir verändern immer wieder Songs, ergänzen alte mit neuen Teilen. Wir werden sicher eine laute Band bleiben, aber wir wollen die Songs spannender gestalten, mit Steigerungen und Pausen, nicht einfach von Anfang bis Schluss «durebrätsche». Wir möchten durchdachter Songs schreiben als bisher. Wir wollen also den Kopf doch wieder einschalten – ich muss dem widersprechen, was ich das letzte Mal gesagt habe. Aber wenn die Songs dann da sind, schalten wir ihn wieder ab.

Arbeitet ihr gemeinsam an den Songs?
Ja. Das ist mir sehr wichtig. Ich weiss nicht, ob ich mit jemandem zusammenarbeiten könnte, der mir die fertige Basslinie vorgibt. Studiomusiker machen ja nichts anderes. Aber das ist dann einfach Arbeit. Das hat nicht mehr viel zu tun mit Musik als Kunstform. Was es für mich bei Navel schon ist – obwohl es vielleicht manchmal nicht so tönt.
Jedes Mal, wenn ich den Bass oder das Mikrofon in die Hand nehme, ist am Anfang eine Hemmschwelle da. Es ist natürlich nicht angenehm, wenn du eine Idee bringst, und sie wird kritisiert. Aber es geht mir jedes Mal besser, wenn ich diese Hemmschwelle übersprungen habe.

Eve Monney ist Bassistin und Sängerin bei der Basler Rockband Navel. Navel suchen immer noch einen Schlagzeuger. Und einen Tourbus.

www.myspace.com/navelofswitzerland