Das Bordbuch

Nr. 25 –

«Ich bin ein Gefangener auf meinem eigenen Schiff, und die Hinrichtung scheint mir nicht mehr fern zu sein», schreibt Kolumbus am 28. September 1492 in sein Logbuch. Seit fast zwei Monaten segeln drei Schiffe unter spanischer Flagge nach Westen, und noch ist kein Land in Sicht. Die Vorräte werden knapp, die Besatzung droht mit Meuterei. Niemand weiss, wie breit der Ozean zwischen Spanien und Indien wirklich ist. Ausser Kolumbus. Er ist überzeugt: Asien kann nicht mehr weit sein.

Die Aufzeichnungen dieser ersten Fahrt geben einen Eindruck von der Besessenheit, mit welcher der «Admiral des ozeanischen Meeres» seinen Plan verfolgte und dank seiner katastrophal falschen Berechnungen tatsächlich das andere Ende des Atlantiks fand. Seuchen, blutige Kriege mit den Indianern und die verzweifelte Suche nach Gold bestimmen die Zeit nach der Ankunft. Königin Isabella hat für die Finanzierung dieses Abenteuers ihre Juwelen verpfändet, sie will endlich Profit sehen! Dass die Erde rund ist, wusste man schon lange, und das Interesse an den fremden Inseln beschränkte sich auf Gold, das die leere Staatskasse Kastiliens sanieren sollte.

Kolumbus hat weder Amerika entdeckt noch Asien erreicht. Aber er hat mit seiner Fahrt die formlose Wasserwüste beschrieben und aus ihr einen überwindbaren Verkehrsraum gemacht. «Mit Gott und gutem Wind», vor allem aber dank seines Irrtums hat er den Atlantik als Seeweg neu erfunden. Und was hat das alles mit dem berühmten Ei zu tun? Dazu nur so viel: Nachahmen kann es jeder. Aber draufkommen muss man erst mal! Wer mehr wissen will, dem sei die Lektüre des Bordbuchs empfohlen.