Microsoft: Erster Anlauf gescheitert

Nr. 36 –

Mindestens in der Schweiz ist der Kampf gegen die Microsoft-Vorherrschaft vorerst verloren: Das Komitee, das sich mit dem Standard Open Office xml (OOXML) beschäftigte, stimmte am vergangenen Samstag definitiv zu. Die umstrittene Abstimmung, die von der Schweizerischen Normenvereinigung organisiert wurde, musste vergangene Woche wiederholt werden, nachdem es zu Unregelmässigkeiten gekommen war (siehe WOZ Nr. 35/07). Die Abstimmung fiel äusserst knapp aus, den GegnerInnen fehlte nur eine Stimme.

Es geht bei dem OOXML-Standard vor allem um die Frage, ob Microsoft seine Macht weiter ungehindert ausbauen kann. Am Sonntag mussten alle Länder - wie auch die Schweiz - ihre Entscheidung der internationalen Normierungsinstitution ISO mitteilen. Zwei Drittel der Länder müssten zustimmen, damit der Microsoft-Standard eine offizielle ISO-Anerkennung erhält. Das Resultat ist inzwischen bekannt: Microsoft hat es nicht geschafft - über ein Drittel der Länder haben gegen OOXML gestimmt. Frankreich, Britannien, Kanada, Neuseeland, aber auch Südafrika, China oder Indien halten den Standard für nicht ausgereift. Auf einer anschaulichen Karte trugen OOXML-Gegner das Abstimmungsergebnis zusammen, sie markierten auch alle Länder, in denen die Abstimmung unsauber verlief, was in immerhin zwanzig Ländern der Fall war (www.noooxml.org, unter «ballot results»).

Der definitive Entscheid wird erst im Februar gefällt. Die Länder haben bis dahin die Möglichkeit, ihre Position zu verändern. Dies erlaubt Microsoft, in den nächsten Monaten noch Lobbying zu machen. Die Normierungsorganisation ISO scheint nämlich auf internationaler Ebene dasselbe Problem zu haben wie die hiesige Normenvereinigung: Ihre Reglemente sind nicht ausgelegt für heisse politische Auseinandersetzungen. Microsoft hat freie Hand, den Entscheid zu beeinflussen. In der Schweiz schickte der Konzern zahlreiche Getreue ins Komitee, um das Abstimmungsergebnis in seinem Sinn zu beeinflussen. Auf internationaler Ebene hat er nun noch die Möglichkeit, die Stimmen von armen Dritt-Welt-Ländern zu kaufen.