«Der Fotograf»: In den Bergen Afghanistans
Eine auf drei Bände angelegte Geschichte nutzt Comic und Fotografie, um die Reisen des Fotoreporters Didier Lefèvre mit Médecins Sans Frontières «nachzuzeichnen».
Der französische Fotoreporter Didier Lefèvre reiste im Juli 1986 nach Pakistan. Im Nordwesten des Landes, in Peschawar, traf er Mitglieder der Organisation Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF). Sie waren dabei, eine Karawane ins Nachbarland Afghanistan vorzubereiten, um ein Lazarett in der Region um Feisabad mit dem Notwendigsten zu versorgen.
In Afghanistan kämpften damals die Mudschaheddin gegen die Sowjettruppen, die 1979 einmarschiert waren. Rund 700 000 AfghanInnen waren ins benachbarte Pakistan geflohen. Die pakistanische Regierung verbot aber den ausländischen Hilfsorganisationen die Arbeit in den Flüchtlingslagern. MSF entschloss sich deshalb, in Afghanistan direkt zu helfen.
Der erste Band der Trilogie «Der Fotograf» trägt den Untertitel «In den Bergen Afghanistans». «Es ist eine wahre Geschichte, fotografiert und erzählt von Didier Lefèvre, geschrieben und gezeichnet von Emmanuel Guibert, in Szene gesetzt und koloriert von Frédéric Lemercier» ist am Anfang des Comicbandes zu lesen, der die Fotos von Lefèvre neben die Zeichnungen von Guibert und Lemercier stellt. Die zwei Genres ergänzen sich hervorragend und verleihen dem Bericht eine grosse Authentizität.
Lefèvre dokumentierte die lange Vorbereitungs- und Wartezeit in Peschawar; er zeigt, wie auf dem Markt um den Preis von Eseln und Pferden gefeilscht wird - bis die Karawane mit Ärzten, Einsatzleiterin und einheimischen Helfern aufbrechen kann. Sie machen sich mit hundert schwer bepackten Eseln und zwanzig Pferden auf eine Reise, die unter normalen Bedingungen einen Tag dauert; unter Kriegsbedingungen führt sie während Tagen und meist bei Nacht durch unwegsames Gebiet. Bei Kälte und Schnee überqueren sie mehrere 5000 Meter hohe Pässe. Die Männer tragen aus Sicherheitsgründen auf einem Teil des Weges Burkas; doch die helfen wenig auf der kahlen Hochebene, die regelmässig von russischen Flugzeugen überflogen wird. Die beiden Folgebände «Ärzte ohne Grenzen» und «Allein nach Pakistan» folgen in den nächsten Monaten.
Didier Lefèvre hat Afghanistan mehrmals besucht. Seine letzte Reise hat er 2006 gemacht und dabei unter anderem den Fussballklub Kabul fotografiert. Am 29. Januar 2007 starb er im Alter von fünfzig Jahren überraschend an Herzversagen in seinem Wohnort Morangis (Île de France).
Die Hilfsorganisation MSF beendete ihren Einsatz in Afghanistan im Juli 2004, als fünf ihrer MitarbeiterInnen auf dem Rückweg von Khairkhana ermordet wurden. 24 Jahren lang waren bis zu 80 internationale und 1400 afghanische MitarbeiterInnen dort tätig gewesen.
Emmanuel Guibert, Didier Lefèvre und Frédéric Lemercier: Der Fotograf. In den Bergen Afghanistans. Band 1. Edition Moderne. Zürich 2008. 80 Seiten. 38 Franken (2 Franken pro Band gehen an MSF)