Kaspar Villiger soll die UBS retten: Der Mitschuldige

Nr. 10 –


Immerhin, am nötigen Selbstvertrauen fehlt es Kaspar Villiger nicht. Der designierte UBS-Präsident ist überzeugt, für die Grossbank in der Stunde der Not der Richtige zu sein. Er verfüge, rühmte er sich an der Medienkonferenz am Mittwoch in Zürich, über «den Instinkt, Dinge frühzeitig zu erkennen und dann auch zu handeln». Sein Eigenlob wurde an der Medienkonferenz von niemandem in Zweifel gezogen. Doch hat er seine Mitverantwortung für das ganze Debakel übersehen.

Er war der Wahrheit auf der Spur, als er im letzten November in einem Referat in Zürich die PolitikerInnen heftig attackierte. Letztlich hätten sie die Finanzkrise angezettelt, erklärte er bei der Schweizerischen Management-Gesellschaft. Gewiss hätten viele Banker aus Profitsucht jedes Mass verloren, blind ihren Risikomodellen und den Ratingagenturen geglaubt, mit den Boni Fehler gemacht und grossen Schaden angerichtet. Dennoch habe die Politik «keinen Anlass, der Wirtschaft vom hohen Ross herab Vorwürfe zu machen». Schuld an der Finanzkrise sei letztlich die Politik: «Die Gier der Banker allein hätte ohne diese politischen Fehler niemals zur Krise führen können.» Villiger damals: «Die Steinbrücks und Sarkozys dieser Welt wollen den Banken zeigen, wo das wahre Wissen sitzt.» Jedoch: «Sie unterschlagen, dass diese unappetitliche Suppe letztlich die Politik angerichtet hat.» Die Märkte seien falschen Anreizen gefolgt, die von der Politik gesetzt worden sind.

Seine Kritik war nicht unrichtig, nur richtete er sie an die falschen AdressatInnen. Die politischen Weichen wurden schon vor Jahren falsch gestellt - in Villigers Amtszeit. Er war Bundesrat, als die Deregulierung der Finanzmärkte politisch erst vollends durchgesetzt wurde. Als Finanzminister 1995 bis 2003 erkannte zwar auch er das Kernproblem klar genug: «Grosse, global tätige Finanzkonglomerate stellen ein erhöhtes Risiko für die einzelnen Volkswirtschaften dar.» Er gab selbst zu: «Die Frage ist berechtigt, ob man bei den international tätigen Grossbanken die Eigenmittel nicht erhöhen sollte.» Trotzdem versäumte er Korrekturen, beschwichtigte Kritiker und ignorierte Warnerinnen. Zur Begründung sagte er: «Irgendwie hat sich das angelsächsische Denken eben durchgesetzt.» So redete Villiger, als die Fehlentwicklung noch zu stoppen gewesen wäre.

Heute redet er anders. Er hebt hervor, er trete an die Spitze der UBS «aus Pflichtgefühl gegenüber dem Land und seiner Bevölkerung». Sein Gefühl allein wird nicht reichen.