100 Wörter: Frühstück, flüssig
Die Bradley Brothers verzehrten ihr drittes flüssiges Frühstück des Tages. Um sie herum zog ein weiterer, klebriger, warmer, nutzloser Tag ins Land. Sie hatten bereits mit den Nachbarn gestritten, auf herumstreunende Tiere geschossen und auf dem Weg ins Städtchen einen Briefkasten überfahren. Dem Sheriff, der auch zum Bradley-Clan gehörte, war es schon lange verleidet, sie einzubuchten, weil es danach im Gefängnis aussah und stank wie im Affenhaus des Brooklyn Zoo, den er auf einer Bildungsreise besucht hatte. So liess man diese grossen, starken und trinkfesten Brüder auf ihrer Veranda gewähren, auch wenn es die menschliche Gesellschaft alles andere als vorwärtsbrachte.
Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held») und momentan in Thailand unterwegs, sonst lebt er in Zürich. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen.