Finanzplatz Schweiz: Brillante Arbeit
«Finanzplatz Schweiz – ein Sonderfall?» – Der Arbeitstitel des Buches von Peter Hablützel zur Finanzkrise klang noch allgemein. Die WOZ hat den Historiker und langjährigen Personalchef des Bundes während der Entstehung zweimal zu Interviews getroffen. Diese Woche erscheint das Buch. «Die Banken und ihre Schweiz» heisst es jetzt. Im Titel kommt seine Stärke bereits zum Ausdruck: Im Gegensatz zu anderen Publikationen zur Finanzkrise liegt der Fokus auf der Verzahnung zwischen den Banken und dem Staat.
Präzise und verständlich zugleich beschreibt Hablützel im ersten Teil die Entwicklung des Schweizer Finanzplatzes. Anhand der Bankeninitiative, über die 1984 abgestimmt wurde, zeigt der Autor, wie die Grossbanken die kulturelle Hegemonie erlangten und zum unantastbaren Mythos wurden: «Die fast absolute Loyalität der Schweizer Behörden zum Finanzplatz ist notorisch», heisst es an einer Stelle. Die Rettungsaktion der UBS wird als «finanztechnisch brillante Arbeit», aber auch als «politische Zumutung» bewertet. Hablützel lässt es nicht bei der historischen Analyse bewenden, sondern zeigt im zweiten Teil des Buches Perspektiven aus der Krise auf – hin zu einem Finanzsystem, das nicht dem kurzfristigen Wachstum dient, und hin zu einer Schweiz, die sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch mental zur Welt öffnet. «Die Banken und ihre Schweiz» wird so zu einem engagierten Plädoyer in der sich zuspitzenden Regulierungsdiskussion.
Peter Hablützel: Die Banken und ihre Schweiz. Perspektiven einer Krise. Oesch Verlag. Zürich 2010. 304 Seiten. 28 Franken