Elisabeth Wandeler-Deck: «Da liegt noch ihr Schal»

Nr. 37 –


Elisabeth Wandeler-Deck ist in verschiedenen Künsten und Berufsfeldern daheim: Erststudium der Architektur, Zweitstudium der Soziologie und Klinischen Psychologie, Aufbau einer Psychologischen Beratungsstelle für Frauen in Zürich mit eigener Praxis, Gründung des Büros für Geschlechterfragen in Zürich und so weiter. Seit 1976 ist sie als Schriftstellerin tätig, seit 1998 arbeitet sie im «Damen-Dramen-Labor» mit.

Für ihr neues Buch durchquert die 1939 geborene Wahlzürcherin ein vielleicht typisches Stück Schweiz: die verbaute und zersiedelte Grenzlandschaft – der «Strip» – zwischen Mittelland und Zentralschweiz. Und alle diese Wege führen nach Sihlbrugg – und hier vorbei.

Der Prosatext «Da liegt ihr Schal», der so richtig postmodern mit der Wahrnehmung und herkömmlichen Formen des Erzählens spielt und die Zeitenfolge nach Belieben ändert, ist mit einer Handvoll Figuren mit Eigennamen bestückt (unter anderen die kleine Sophie), fährt immer wieder denselben Strassenabschnitt ab – einer mit zwei Kreiseln – und orientiert sich an markanten Gebäuden, namentlich an dem in den fünfziger Jahren erbauten ersten Motel der Schweiz «an dieser ungemein unauffälligen Durchgangsstrasse vom Da nach Dort».

Wer sich auf eine unterhaltsame Story mit linearem Plot gefreut hat, wird von «Da liegt noch ihr Schal» enttäuscht sein. Wer sich jedoch gerne auf einen Text einlässt, der vom Material – der Wirklichkeit und der Sprache – ausgeht und neue Horizonte auskundschaftet, weil er das scheinbar Normale und Reale beziehungsweise ihre schriftliche Fixierung unterwandert, wird seine helle Freude haben. Ganz nach dem Satz im Text: «Und immer geschieht etwas mit uns, das wir mit ‹erzählen› nur ungenau bezeichnen.»

Elisabeth Wandeler-Deck: Da liegt noch ihr Schal. edition taberna kritika. Bern 2010. 268 Seiten. 34 Franken