Flaubert und Münchhausen

Nr. 36 –


Häufig ist Daniel Fueter als Lied- und Chansonbegleiter auf Achse. Er unterrichtet regelmässig, nimmt kulturpolitische Aufgaben wahr; in zwei Wochen wird im Theater Rigiblick in Zürich seine neue Kammeroper «Forelle Stanley» uraufgeführt, die er mit seiner Tochter Mona Petri geschaffen hat. Selbst wenn man bedenkt, dass der Komponist und Pianist seit vier Jahren die Musikhochschule Zürich nicht mehr leitet, erstaunen seine Kreativität und sein Arbeitspensum.

Gleichsam nebenher legt er nach «Kontrapunkte und Koloraturen» von 2007 nun einen zweiten Band mit gesammelten Reden und Aufsätzen aus den letzten vier Jahren vor: «Das Lächeln am Fusse der Tonleiter» ist der Titel. So leicht, wie es die Henry-Miller-Anspielung glauben macht, scheint auch der Grundduktus dieser Texte: Sie kommen schlicht, verspielt und verständlich daher – und das könnte zum Missverständnis führen, sie seien nicht besonders tief. Gerade da jedoch zeigt sich auch die Lust, ja der Eros dieses Denkens. Erhellend ist es, wenn sich Fueter nun mit Musikförderung und Kulturkrise, mit der Leidenschaft oder aber der Indifferenz, mit dem immer heiklen Thema Humor oder der Doppelbödigkeit des Lächelns beschäftigt.

Fueter nimmt uns auf Gedankenschleifen mit, die zuweilen über Umwege, zuweilen über überraschende Assoziationen an ein Thema heranführen, das wir so noch nicht kennengelernt haben. In seinen Anmerkungen über Kunst und Krise etwa verbindet er den Lügenbaron Münchhausen mit Gustave Flaubert, mit Simon & Garfunkel und der aktuellen Bankenkrise und findet schliesslich zu einer Methode, wie man sich selbst aus dem Sumpf ziehen kann. Das alles wird mit Witz und sanfter Ironie dargelegt. Auf uneitle Weise bringt er sich ein, bedenkt er sich mit und – das ist vielleicht das Schwierigste bei einem so offenen Denken – bezieht er auch wieder Position.

Daniel Fueter: Das Lächeln am Fusse der Tonleiter. Rüffer & Rub Verlag. Zürich 2011. 180 Seiten. 38 Franken