Film: Kleines Zimmer, grosse Träume
Trostlos ist die Welt, in der sich Lukas bewegt, düster und einsam: Der junge Hip-Hopper dröhnt sich mit Drogen zu, lallt seine Konzerte im Rausch, bricht zusammen und erhält schliesslich von seinem Produzenten Mischa die Kündigung. Diese bedeutet zugleich auch das Ende der versteckten Liebesbeziehung der beiden Männer. Doch das Schlimmste folgt erst: Mischa beginnt eine Zusammenarbeit mit Lukas’ jüngerem Bruder Sämi. Verlassen und verletzt, ohne Geld, ohne Liebe, ohne Arbeit und ohne Plan lässt sich Lukas durch die langen Zürcher Nächte treiben.
Grau, Blau und Schwarz sind die dominanten Farben in Jan Gassmanns Film «Off Beat» (Kamera: Ramón Giger), sie geben die Kälte der Welt, in der sich Lukas befindet, visuell wieder. «Mis Zimmer isch chli, mini Träum si gross», textet Lukas, doch Platz für diese gibt es keinen. Nein, zu lachen gibt es hier nichts, und die Hoffnungsschimmer, die aufleuchten, werden schnell wieder zerschlagen. Stark ist die Darstellung von Hans-Jakob Mühlethaler (bekannt als Chocolococolo der Langenthaler Hip-Hop-Crew Mundartisten), der als Lukas sein Schauspieldebüt gibt und gemeinsam mit Jonas Leuenberger (Kwest von den Mundartisten) die Musik und die Raptexte geschrieben hat. Und grossartig ist Manuel Neuburger als Sämi. Wie die Brüder an einer Hip-Hop-Battle die Klinge kreuzen und sich reimend aufs Gröbste beschimpfen, gehört zu den stärksten Szenen des Films. Manchmal kippt der Film jedoch ins Sentimentale: Wenn Lukas in einer Wohnung eine einsame Gitarre findet, sich ihrer annimmt und ein englisches Kuschellied singt oder wenn Mischa mit Sämi ein klassisches Konzert besucht, das den pickeligen, pubertierenden Hip-Hopper emotional total berührt, wirkt das ein bisschen zu stark aufgetragen.
Doch alles in allem ist Jan Gassmann («Chrigu») ein fesselnder Spielfilm gelungen über eine Welt, in der hart und cool sein alles ist, in der Frauen die grossen Abwesenden sind und in der sich die Grenze zwischen Liebe und Missbrauch verwischt. süs
«Off Beat». Schweiz 2011. Regie: Jan Gassmann. Ab 3. November in Deutschschweizer Kinos.