Immer und ewig: «En garde», Bob Anderson
Wo immer in den letzten fünfzig Jahren ein Säbel, ein Degen, ein Florett oder gar ein Laserschwert über die Filmleinwand blitzte, war der Brite Bob Anderson nicht weit. Der Profifechter hatte 1952 Britannien bei den Olympischen Spielen vertreten – und arbeitete seither als Choreograf, Trainer und Stuntman in Hollywood. Auf sein Konto gehen einige der spektakulärsten und raffiniertesten Duelle der Filmgeschichte.
Es waren die Schwertkämpfe und Duelle der frühen Mantel-und-Degen-Filme, die mich motivierten, das Fechten zu erlernen. Nicht nur erhielt ich so Einblick in eine Sportart, die in gleichen Massen Kraft, strategisches Denken und Eleganz fordert – nebenher gewann ich auch einen Blick für gute Fechtkämpfe im Film. Und bei den besten wurde regelmässig Anderson als Choreograf oder Trainer genannt.
In seiner Karriere hatte er Errol Flynn genauso trainiert wie Viggo Mortensen, die beide für ihre duelllastigen Rollen bekannt wurden. Anderson schulte 1975 die Schauspieler für Stanley Kubricks Historiendrama «Barry Lyndon». Er dachte sich 1986 für den «Highlander» und 1993 für die «Drei Musketiere» flotte Duelle aus. Und er verlieh durch seine Raffinesse vielen kitschigen oder überzeichneten Genrefilmen zumindest ein Minimum an Authentizität. 1977 schrieb er gar Filmgeschichte mit, als er die Laserschwertduelle der Original-«Star Wars»-Trilogie nicht nur choreografierte, sondern auch in der Maske von Darth Vader kämpfte. Stets vermochte er die Effizienz und Geschwindigkeit der klassischen Fechttechniken mit Leichtigkeit und Humor zu kombinieren.
Mit zunehmendem Alter wurde Bob Anderson sogar noch besser. Er war über achtzig, als er 2002 James Bond in «Die Another Day» mit den unterschiedlichsten Hieb- und Stichwaffen über die Leinwand hetzen liess. In den Jahren darauf verhalf er den Piraten der Karibik genauso wie Zorro mit schmissigsten Duellen zum Erfolg. Und Regisseur Peter Jackson wollte weder in der «Lord of the Rings»-Trilogie noch im derzeit verfilmten «The Hobbit»-Zweiteiler auf Andersons Können und dessen Finessen verzichten. Es wird Bob Andersons Vermächtnis sein: Anfang Januar ist er im Alter von 89 Jahren gestorben.
Sonja Wenger