Deutschland: Das Stuttgarter Milliardengrab
Vor zwei Wochen sprach man von einer Milliarde Euro Mehrkosten, inzwischen ist die Rede von deutlich mehr– und am Ende wird das Bahn- und Immobilienprojekt Stuttgart 21 (S21) wohl noch sehr viel teurer ausfallen. Sicher ist: Der Deutschen Bahn AG (DB) laufen die Kosten für den geplanten Tiefbahnhof davon. Bis vor kurzem noch galt für die leistungsschwache Tunnelhaltestelle unter dem bestehenden Stuttgarter Hauptbahnhof eine Obergrenze von 4,77 Milliarden Euro – mehr dürfe das Projekt nicht kosten, wenn es wirtschaftlich bleiben soll, sagte DB-Chef Rüdiger Grube 2009. Laut bahninternen Informationen könnten die Gesamtkosten nun aber bis zu sechs Milliarden ausmachen. Sachverständige halten selbst diese Schätzung für untertrieben und rechnen mit acht bis zehn Milliarden.
Seither überschlagen sich die Ereignisse. Nach einer DB-Aufsichtsratssitzung am Mittwoch bezifferte der Bahnvorstand die Mehrkosten auf 1,1 Milliarden; dem «Spiegel» zufolge seien es aber 2,3 Milliarden Euro. Bei der baden-württembergischen Volksabstimmung im Herbst 2011 hatten die S21-BefürworterInnen noch maximale Ausgaben von 4,5 Milliarden versprochen. Die grün-rote Landesregierung und die Stadt Stuttgart lehnen höhere Zuschüsse noch ab. Auch über die Ausstiegskosten wird gestritten. Sind es 400 Millionen, wie die S21-GegnerInnen meinen? Oder die absurd hohe Summe von drei Milliarden, die von der Pro-Seite angeführt wird, um das Projekt doch noch zu retten? Gut möglich, dass das «am besten geplante Projekt der Bahngeschichte» (so die DB) bald scheitert. pw