Kommentar: Wer die Druckerei hat, sitzt am Drücker

Nr. 6 –

Tamedia scheffelt Geld mit Gratisblättern, Ringier verwandelt sein Medienunternehmen in eine Entertainmentbude. Dass es auch anders geht, zeigt die Freiburger Regionalzeitung «La Liberté» mit Eigenleistungen und Eigenständigkeit. Damit hält sie eine stabile Auflage von 40 000 Exemplaren. Die Besitzerinnen der Zeitung und ihrer Druckerei, die katholischen Schwestern der Kongregation Saint-Paul, sind zwar bereit, Fremdkapital zu akzeptieren, aber sie lassen sich Zeit dafür und suchen Investoren aus dem Kanton, um die Aktienmehrheit in Freiburger Händen zu behalten.

Und nun das! Mit einem Dumpingangebot, vierzig Prozent billiger, lockt Tamedia die kleine Lokalzeitung «Freiburger Nachrichten» in ihr Berner Druckzentrum. Bisher wurde sie in der Saint-Paul-Druckerei hergestellt, ab Ende 2014 geht sie zur Konkurrenz. Der Verlust des Auftrags führt dazu, dass Saint-Paul die Zeitungsrotation schliessen muss.

Damit ist «La Liberté» gezwungen, eine andere Druckerei zu suchen. Viel Auswahl hat sie nicht, entweder sie druckt beim französischen Medienmogul Philippe Hersant oder bei der Tamedia. Doch wer die Druckerei hat, sitzt am Drücker: Er bestimmt Tarife und Druckzeiten, die zu den wichtigsten Faktoren für das Überleben einer Zeitung gehören. «La Liberté» geriete damit in Abhängigkeit von Konzernen, die schon lange ein Auge auf sie geworfen haben. Für Hersant wie für Tamedia ist Freiburg der Ort, wo sie nach ihrer nächsten Eroberung ein Fähnchen einstecken möchten.

Sogar der Freiburger Staatsrat merkt, wo der Schuh drückt. Für den Kanton geht es darum, seine wirtschaftliche, kulturelle und politische Zukunft zwischen der Deutschschweiz und dem Genferseebogen zu sichern. Unabhängige Freiburger Medien und ihre Produktionsmittel seien für das Funktionieren und den Zusammenhalt des zweisprachigen Kantons unerlässlich, sagt die Regierung mit erstaunlicher Klarsicht. Die Erkenntnis in Taten umzusetzen, Druck auf die «Freiburger Nachrichten» auszuüben, Saint-Paul und der «Liberté» bei der Suche nach lokalen Investoren zu helfen, dafür hat sie nicht viel Zeit.