Presselandschaft: Kauft Markus Somm die «BaZ»?

Nr. 13 –

Über die Chancen einer mit Tamedia liierten Mediengruppe, die sich auf Blocher-Kurs befindet.

Eine Geschichte scheint sich zu wiederholen: 2006 löste Tito Tettamanti die «Weltwoche» aus der 2002 zusammen mit Kreisen um Christoph Blocher erworbenen Jean-Frey-Gruppe heraus und verkaufte sie zum Freundschaftspreis an Roger Köppel. Dieser hat das linksliberale Blatt zum rechten Kampfblatt umgepolt.

Jetzt mehren sich die Zeichen, dass Tettamanti und Co. auch bei der «Basler Zeitung» («BaZ») einen «Blocher-Boy» als Besitzer installieren wollen. Im Februar 2010 hatte der Tessiner Investor die «BaZ» gekauft. Er setzte Markus Somm, Köppels Kampfgefährten bei der «Weltwoche», als Chefredaktor ein. Der steuerte die Zeitung sofort auf populistischen SVP-Kurs.

Nebel und Fassaden

Im Stadtkanton mit seiner rot-grünen Mehrheit verlor die Zeitung Tausende AbonnentInnen und ihre besten JournalistInnen. Bald wurde bekannt, dass hinter den Kulissen Blochers Beraterfirma Robinvest tätig war. «Eigentümer» Tettamanti stand als Blochers Treuhänder da und der Basler Herausgeber Martin Wagner als dessen Strohmann. Im Strudel öffentlicher Erregung liess man die beiden abtauchen. Als neuen Eigentümer und Verleger zauberten die Hintermänner mit Moritz Suter eine populäre Unternehmerlegende aus dem Hut. Aber niemand glaubte, dass er die «BaZ» tatsächlich mit eigenen Mitteln gekauft habe. So erstaunte es nicht, als im Dezember 2011 für einen Augenblick der Blocher-Clan mit Tochter Rahel als wahrer Besitzer aus dem Nebel trat. Sofort präsentierte man aber wieder eine Fassade: Seither gehört die «BaZ» formell wieder Tettamanti, eskortiert von prominenten rechtskonservativen MitaktionärInnen.

Wie man jetzt hört, könnte sich Tettamanti bald endgültig aus dem Basler Medientheater verabschieden. Im Auftrag Blochers haben der rechtsfreisinnige Zürcher Nationalrat Filippo Leutenegger und der aus der Konzernleitung Tamedias als CEO nach Basel transferierte Rolf Bollmann die «BaZ» so weit vernetzt, amputiert und saniert, dass sie als nackter Zeitungstitel mit Redaktion günstig an einen Gesinnungsfreund verkauft werden kann. Blocher hat die «BaZ»-Liegenschaften gekauft und die Pensionskasse saniert, Bollmann die Druckerei liquidiert, die «BaZ» online und im Print kommerziell weitgehend und redaktionell teilweise mit Tamedia verbunden.

Die Liquidation der alten «BaZ» ist beendet. Offenbar soll die Zeitung an Chefredaktor Markus Somm verkauft werden, der als Sohn des früheren ABB-Schweiz-Chefs über gewisse Eigenmittel verfügen dürfte und sich schon früher als Statthalter Blochers bezeichnet hatte. Das ist ein Gerücht. In solchen Fällen wird dementiert, bis alles offiziell ist. Auf Anfrage erklärt Tettamanti nicht überraschend: «Sie wissen mehr als ich.»

Wie die letzten drei Jahre zeigten, spielt es ohnehin keine entscheidende Rolle, wer Eigentümer spielt. Interessant ist, was die Kreise, zu denen Somm gehört, mit der «BaZ» für Pläne haben.

«Nationalzeitung»?

Man darf vermuten, dass Somm als Eigentümer nicht die Absicht hätte, vom Zürichsee nach Basel zu ziehen und längerfristig eine abgemagerte Regionalzeitung zu führen. Wahrscheinlich ist, dass er die kommerziell von Tamedia gesicherte «BaZ» redaktionell in einen gesinnungsverwandten Verbund führen will. Als Chefredaktor hatte er mit Peter Wanner, Alleineigentümer der Aargauer AZ-Gruppe, erfolglos Gespräche geführt. Zielidee dürfte eine überregionale Zeitung gewesen sein, vielleicht unter dem der «BaZ» gehörenden Titel «Nationalzeitung».

Aber die Idee ist nicht tot. 2007 bis 2009 liefen Gespräche über einen grösseren Verbund zwischen «BaZ», AZ-Gruppe, «Südostschweiz» sowie den NZZ-Zeitungen «St. Galler Tagblatt» und «Neue Luzerner Zeitung». Regionalfürsten liessen sie scheitern. Heute sieht es für ein konservatives Verbundprojekt besser aus. Wie das Beispiel «BaZ» zeigt, setzt der vielerorts monopolmächtig gewordene Tamedia-Konzern in seinem Wachstum nicht mehr nur auf Übernahmen. Er ist bereit, redaktionell autonome Zeitungen in existenzsichernde kommerzielle Kooperationen einzubinden. Auch Zeitungen auf Blocher-Kurs.