Kommentar: Die Lügen des Herrn B.
Wenn Sie diesen Text lesen, könnte es bereits wieder neue Fakten geben. Die Ereignisse in Basel überschlagen sich, ständig kommen neue Tatsachen und Vermutungen über die Besitzverhältnisse bei der «Basler Zeitung» ans Tageslicht. Konstant blieb im letzten Jahr nur eines: die Lügen des Christoph Blocher.
Blocher hat im letzten Jahr immer wieder auf allen nur erdenklichen Wegen eine direkte oder indirekte Beteiligung an der «BaZ» geleugnet. Nun ist klar, dass er die Unwahrheit gesagt hat. Am Dienstag hatte Verleger Moritz Suter seine Anteile an die Blocher-Familie verkauft. Bis Redaktionsschluss der WOZ war der SVP-Stratege mit seiner Tochter Rahel am Basler Blatt beteiligt. Der FDP-Nationalrat Filippo Leutenegger war als Verleger im Gespräch.
Vier Anmerkungen zum Fall «BaZ»: Erstens sagt er viel über die düstere Figur Christoph Blocher und dessen seltsames Verständnis von Wahrheit, Offenlegung und Demokratie aus. Zweitens erzählt diese Zeitungsübernahme im Dunkeln und Geheimen auch einiges über die Machtverhältnisse in diesem Land: Um das Manöver zu verschleiern, musste der Milliardär einen Banker vorschieben, der ihn 2003 zur Wahl empfohlen hatte und dessen Bank 2008 ein 68-Milliarden-Geschenk in Anspruch nahm. Drittens stellt sich die Frage, was es für die Presselandschaft bedeutet, dass die NZZ von einem Privatbanker geführt wird, die «BaZ» einem Milliardär und Politiker gehört – und das Basler Alternativmedium «TagesWoche» von einer Chemiemäzenin abhängig ist. Und viertens wäre es angebracht, endlich Klarheit darüber zu schaffen, welche Rolle Blocher bei der Übernahme der «Weltwoche» durch Roger Köppel gespielt hat.
Filippo Leutenegger wollte auch von Ex-WOZ-Schreiber zu Jetzt-WOZ-Schreiber weder bestätigen noch dementieren, ob er Verleger der «BaZ» wird. «Tito Tettamanti», sagte er nur kryptisch: «TT – dort liegt Ihre Geschichte.» Am Mittwochnachmittag informierte Tettamanti über die Absichten seiner neu gegründeten «MedienVielfalt Holding», insbesondere bei der «BaZ». – Die Pressekonferenz fand in Zürich statt.