Integration in Schweden: Ein Film als Diskussionsbeitrag
Schweden wird für seine Migrationspolitik europaweit gelobt, seine Integrationsmassnahmen gelten als erfolgreich. Sie gehen auf ein Gesetz aus dem Jahr 1967 zurück, das Schweden als Einwanderungsland definierte und den Fokus entsprechend setzte: Die «Richtlinien für die Ausländerpolitik» halten seither fest, dass Einwandernden dieselben Möglichkeiten offenstehen sollten wie den Einheimischen und dass sie folglich denselben Lebensstandard erreichen sollten.
Wie die Realität 45 Jahre später aussieht, zeigt ein schwedischer Spielfilm, der in seinem Ursprungsland heftige Diskussionen ausgelöst hat. «Play» von Ruben Östlund handelt von einer Gruppe schwarzer Jugendlicher mit Migrationshintergrund, die in Schweden aufgewachsen sind. Sie treiben sich in einem Einkaufszentrum in Göteborg herum und suchen sich reiche schwedische Teenager aus, denen sie die Handys abknöpfen. Fast dokumentarisch erzählt Östlund, was passiert, wenn zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinanderprallen: hier drei blonde Buben in teuren Markenkleidern, die noch schnell beim Mami im schicken Büro Geld abholen für ihren Ausflug ins Zentrum; dort fünf Jungs aus Einwandererfamilien, die in heruntergekommenen Vorortssiedlungen aufwachsen.
Parallel zu dieser Geschichte zeigt Östlund eine Fahrt in einem sauber geputzten Vorortszug. Grösstes Problem des Kontrolleurs ist eine Kinderwiege, die im Gang steht und den Fluchtweg versperrt. Im Kontext des anderen Erzählstrangs wirkt das Problem des Kontrolleurs wie Hohn.
Wie getrennt die Lebenswelten von Einheimischen und MigrantInnen in Schweden sind, lässt die Aussage des schwedischen Migrationsministers Tobias Billström in einem Interview mit der Zeitung «Dagens Nyheter» vom 18. März erahnen: Viele SchwedInnen stellten sich vor, Illegale versteckten sich bei hilfsbereiten blonden schwedischen Damen in ihren Fünfzigern oder Sechzigern, aber tatsächlich, so Billström, «leben die meisten mit ihren Landsleuten, die überhaupt nicht alle blond und blauäugig sind». Vor dem Hintergrund solch unbedarfter, das politische Klima anheizender Äusserungen ist «Play» ein wichtiger Beitrag zur Diskussion über Integration und Migrationspolitik.
«Play». Schweden 2012. Regie: Ruben Östlund. In: Zürich, Kino Xenix, Donnerstag, 25., bis Sonntag, 28. April 2013, 21 Uhr. www.xenix.ch
Play. Regie: Ruben Östlund. Schweden 2012