Wichtig zu wissen: Griechische Rettung
Ruedi Widmer über die Abschaltung von Leutschenbach.
Die Abschaltung des griechischen Staatsfernsehens am 11. Juni 2013 um 23.44 Uhr schaltete ganz Griechenland buchstäblich aus. Nicht nur den 2700 Angestellten wurde damit der Arbeitsplatz gestrichen, nein, praktisch der ganzen Bevölkerung. Die hat für das Staatsfernsehen gearbeitet, acht Stunden pro Tag – als Zuschauerin. Landstrichweise waren die BewohnerInnen in der Begutachtung des Staatsfernsehprogramms tätig. Fernsehen war für Griechenland der einzige Industriezweig: bei Trägheit schliesslich die einzige mögliche Tätigkeit (ausser trinken, Chips essen). Und diese Industrie hat nach und nach Besitz von allen Arbeitskräften ergriffen und jedwede Lust auf andere Arbeit abgetötet. Das Staatsfernsehen war der Grund für die griechische Krise.
Mit Tränen in den Augen verfolgt Natalie Rickli, Nationalrätin ZH, die Vorgänge in Griechenland. Sie sieht, wie die griechische Billag in Flammen aufgeht, wie die Fernsehabzocker und Schlafprogrammbeamtinnen aus ihren Bürofenstern springen. Sie sieht RTL und SAT in Griechenland neue Sender aufbauen und die neue Flanke, die sich eröffnet für ihren Arbeitgeber Goldbach Media. Sie weiss, es werden Tausende Werbefenster aufgehen, für Joghurt, Oliven, Reedereien, Tzatziki, Feta, griechische Sagen – und Goldbach Media. Die Leute werden endlich wieder arbeiten gehen und ein neues Griechenland aufbauen, mit Vollbeschäftigung und Kindern mit leuchtenden Kinderaugen. Die Krake Staatsfernsehen, die sie stets in ihre Stuben gezwungen hatte, ist besiegt: von der erneuernden Kraft des Sparwillens. Schluss mit den staatlichen Schnarchprogrammen! Die GriechInnen schauen jetzt nur noch gezielt die bunten Werbefenster von Goldbach Media und gehen danach topmotiviert arbeiten. Mit dem Lohn kaufen sie die Sachen, die Natalie ins Werbefenster gestellt hat. So wird konsumiert, und Griechenland ist gerettet.
Griechischer Wein in alten Schläuchen, werden Sie jetzt sagen. So war es doch früher auch hierzulande. Es gab kein Fernsehen, das die Leute von der Feldarbeit abhielt. Beromünster hat nur getönt. Dazu konnte man problemlos am Fliessband malochen. Bevor das Schweizer Fernsehen kam, war Vollbeschäftigung.
Natalie Rickli gründet den Schweizer Ableger des MED-CTP (Mouvement Européen Déconnexion des Chaînes Télévision Publiques). Sie fordert den sofortigen Ausstieg der Schweiz aus der gefährlichen Technologie der Staatsfernseherei und die Abschaltung des Reaktors de Weck. Immer mehr Demonstranten versammeln sich am SRF Leutschenbach und ketten sich an den verdutzten Roger de Weck. Die Züge der Glatttalbahn, die die hochtoxischen und hochlinken Nachrichtensprecherinnen und Sportreporter zu den Studios des Schweizer Fernsehens transportieren, werden aufgehalten, indem sich DemonstrantInnen auf die Gleise legen. Doch die mörderische Glatttalbahn, die dieses Jahr schon in acht Unfälle verwickelt war, fährt einfach über die AktivistInnen hinweg! Nun gibt es kein Halten mehr. In allen europäischen Ländern wird bis Dezember 2013 Staatsfernsehen um Staatsfernsehen vom aufgebrachten Mob gestürzt.
Ruedi Widmer ist Cartoonist in Winterthur.