Ostkongo: Eskalation und Internationalisierung

Nr. 29 –

In den Gebieten Kivu und Ituri im Osten des riesigen zentralafrikanischen Staats Kongo-Kinshasa zieht sich seit Jahren ohne viel internationales Aufsehen ein weitreichender bewaffneter Konflikt dahin. Und dies nach bereits drei grossen Kongokriegen, die mehrere Millionen Tote forderten. Es ist nicht nur ein Kampf zwischen lokalen Milizen und der Regierungsarmee um Bodenschätze, es ist auch ein zunehmend internationaler Konflikt, bei dem die Nachbarstaaten Ruanda und Uganda die RebellInnen kräftig unterstützen.

In den letzten Tagen ist der Konflikt weiter eskaliert. In unmittelbarer Nähe der Grossstadt Goma und der Grenze zu Ruanda finden Gefechte zwischen der dominantesten Rebellengruppe M23 und Regierungstruppen mit schweren Waffen statt. Eine absichtliche oder unabsichtliche Beschiessung eines «falschen» Ziels wäre nicht nur für die StadtbewohnerInnen eine Katastrophe – dies könnte den Konflikt auch vollends internationalisieren. Derweil nimmt auch die Flüchtlingswelle zu. Allein nach einer Attacke der ugandischen Rebellengruppe Allied Democratic Forces auf den Ort Kamanga Ende letzter Woche sind bis Redaktionsschluss rund 70 000  Menschen nach Uganda geflohen.

Seit März hat die Uno in der Region neben der Aufgabe, die Zivilbevölkerung zu schützen, auch ein Mandat, die Rebellengruppen militärisch zu bekämpfen. Die Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières (MSF) hat das neue Mandat scharf kritisiert und fürchtet eine Beeinträchtigung ihrer Arbeit. Bertrand Perrochet, MSF-Missionsleiter im Kongo, fragte in einem Brief an die Uno: «Wie kann eine Organisation humanitär sein und gleichzeitig einseitig militärisch in den Konflikt eingreifen?»